Dorothy B. Vitaliano

Forscherinnen- und Autorinnenportrait

Abb. 1 Die Geologin Dorothy B. Vitaliano (1916-2008) und das Frontcover ihres wohl bekanntesten Buches, "Legends of the Earth: Their Geologic Origins" (1973)

(red) Dorothy B. Vitaliano (Abb. 1, links) (* 1916; ✝ 26. Juni 2008 in Bloomington, Indiana) [1] war eine US-amerikanische, als Professorin an der Indiana University tätige Geologin mit Forschungsschwerpunkt Vulkanismus.

Vitaliano, die allgemein als Mitbegründerin der fachüberdreifenden Verbund-Disziplin 'Geomythologie' gilt, welche sie 1973 unter dieser Bezeichnung mit ihrem nach wie vor bemerkenswerten Buch "Legends of the Earth" [2] (Abb. 1, rechts) international populär machte.

Angesichts der in wissenschaftsgeschichtlicher Hinsicht geradezu revolutionären Ansichten, mit der Vitaliano die damalige scientific community der Geowissenschaftler konfrontierte, in der man Mythen, Sagen und Legenden kaum eine Bedeutung hinsichtlich wissenschaftlicher Forschung beimaß, mag es erstaunen, dass sie ausgerechnet in Bezug auf Atlantis eine 'erzkonservative' Haltung einnahm, und spätestens ab 1968 [3] eine ablehnende Haltung zu der Möglchkeit einnahm, Platons versunkenes Inselreich könne tatsächlich existiert haben; eine Position, die sie auch später ohne Wenn und Aber beibehielt. [4]

So schrieb sie z.B., wie wir bei Roland M. Horn erfahren, in Edwin S. Ramages bekannter Atlantis-Anthologie aus dem Jahr 1978 über die Vorstellung eines Atlantis als Kleinkontinent oder Großinsel im Atlantik: "Im Lichte dessen, was heute über die Meeresböden bekannt ist, können wir ganz bestimmt die Möglichkeit ausschließen, dass im Südatlantik oder in irgendeinem Meeresbecken eine versunkene Landmasse von einer substanziellen Größe liegt. Es wurde jetzt festgestellt – aus der Geschwindigkeit, mit der sich Erdbebenvibrationen durch die Erde verbreiten –, dass die Masse der Erdkruste, die unter den Kontinenten liegt (einschließlich ihrer untergetauchten Ränder) sich vom Material unter den Ozeanböden unterscheidet. Nirgends im Ozeanbecken finden sich Anzeichen einer großen Masse (Kruste) vom Kontinentaltyp, die für einen versunkenen Kontinent sprechen könnte." [5] [6]

Tatsächlich lehnte Prof. Vitaliano aber nicht nur das Modell eines Atlantis im Atlantik ab, sondern folgte ganz und gar der Fiktionalitäts-These. Bezüglich der seinerzeit unter Wissenschaftlern populären Identifikation der ägäischen Vulkanisel Santorin als Vorbild für Platons Atlantis kam sie - gemeinsam mit ihrem Ehemann Prof. Charles J. Vitaliano (1910-2000, ebenfalls Geologe) nach einer Forschungsreise nach Kreta und zur Insel Thera [7] zu dem Schluss, "dass die Santorin-Atlantis-Theorie keine wissenschaftliche Grundlage hat und dass die gesamte Atlantisgeschichte selbst letztendlich nichts anderes sein kann als eine Fiktion, die von Platon erdacht wurde, um einen philosophischen Standpunkt zu bekunden." [8]



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Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Quelle: Stelios Grant Pavlou, "Dorothy B. Vitaliano", 25. August 2016 (jüngste Beareitung), bei atlantipedia.com (abgerufen: 12. Jan. 2017)
  2. Siehe: Dorothy B. Vitaliano, "Legends of the Earth: Their Geologic Origins", Indiana University Press, 1973
  3. Siehe: Dorothy B. Vitaliano, "Geomythology: The Impact of Geologic Events on History and Legend with Special Reference to Atlantis", in: Journal of the Folklore Institute Vol. 5, No. 1 (Juni 1968), S. 5-30
  4. Siehe z.B.: Dorothy B. Vitaliano, "Atlantis. A Review Essay", in: Journal of the Folklore Institute Vol. 8, 1971, S. 68-76
  5. Quelle: Dorothy B. Vitaliano, in: Edwin S. Ramage (Hrsg.), "Atlantis: Mythos, Rätsel, Wirklichkeit", Frankfurt am Main (Umschau Verlag), 1979, S. 176; zit. nach: Roland M. Horn, "Atlantis: Alter Mythos - Neue Beweise", Grafing (Aquamarin Verlag), 2009, S. 19
  6. Anmerkung: Bei allem Respekt vor Vitalianos Qualifikation als Geologin sind einige ihrer fachwissenschaftlichen Aussagen mt Bezug zum Atlantis-Problem durchaus zu hinterfragen. Siehe dazu z.B.: Peter Nowak, "Was Sie schon immer über Atlantis wissen wollten: Behauptungen und Gegenargumente", BoD – Books on Demand, 2016, S. 160 ff.. Zu ihrer oben zitierten Angabe ("Nirgends im Ozeanbecken finden sich Anzeichen einer großen Masse (Kruste) vom Kontinentaltyp, die für einen versunkenen Kontinent sprechen könnte.), siehe - was einen solchen 'Mikrokontinent' im Atlantik betrifft - bei Atlantisforschung.de: "Das Eiland Rockall und Atlantis" (red); siehe zudem ergänzend auch: William Hutton, "Vormals aufragende Krusten-Blöcke im Äquatorial-Atlantik"; sowie extern: Peter Nowak, "Sie Besiegten Atlantis", BoD – Books on Demand, 2012, S. 127
  7. Siehe: C.J. Vitaliano und D.B. Vitaliano, "Volcanic tephra on Crete", in: Spyridon Marinatos, Acta of the 2nd International Scientific Congress on the Volcano of Thera, Greece, Athen, 1978
  8. Quelle: Dorothy B. Vitaliano, "Geomythology: geological origins of myths and legends", in: Geological Society London Special Publications 273(1):1-7 (Januar 2007) - DOI: 10.1144 / GSL.SP.2007.273.01.01 (online als PDF-Datei; abgerufen: 12. Jan. 2017; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)

Bild-Quellen:

1) Links: Tony O’Connell, Atlantipedia.ie, unter: "Vitaliano, Dorothy B."
1) Rechts: Bild-Archiv Atlantisforschung.de