Alfred Edward Taylor

Version vom 24. Januar 2019, 14:04 Uhr von BB (Diskussion | Beiträge) (Forscher- und Autorenportrait)

Forscher- und Autorenportrait

Abb. 1 Dr. h.c. Alfred Edward Taylor (1869-1945)

(red) Über den britischen Moralphilosophen und Altphilologen Alfred Edward Taylor [1] (Abb. 1) (* 22. Dezember 1869 in Oundle, England; † 31. Oktober 1945 in Edinburgh, Schottland) heißt es bei der deutschsprachigen Wikipedia in aller Kürze: "Taylor lehrte von 1896 bis 1903 Griechisch und Philosophie an der University of Manchester. 1903 übernahm er die Frothingham-Professur an der McGill University in Montreal, 1908 wechselte er auf den Lehrstuhl für Moralphilosophie an die University of St Andrews. Von 1924 bis 1944 lehrte er an der University of Edinburgh.

Er galt als profunder Kenner von Platon und Aristoteles. Taylor erhielt zahlreiche Ehrungen und Ehrendoktorwürden; 1911 wurde er Ehrenmitglied der British Academy. Von 1928 bis 1929 war er Präsident der Aristotelian Society. 1934 wurde er als korrespondierendes Mitglied in die Preußische Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Zu seinem Gedenken findet seit 1995–1996 an der Universität Edinburgh alljährlich eine Gastvorlesung zur antiken Philosophie statt." [2]

A.E. Taylor und Atlantis

Aus atlantologie-gechichtlichem Blickwinkel ist dem hinzuzufügen, dass A.E. Taylor hinsichtlich des Atlantis-Problems ein rigider Anhänger der Fiktionalitäts-These war, welcher auch die von Platon genannte Überlieferungskette des Atlantisberichts zurückwies [3]. Bezeichnend ist, dass Taylor, für den kein Zweifel bestand, bei Atlantis handele es sich lediglich um "eine Stofffindung aus Platos Phantasie" (Engl.: "an invention of Platos fancy") [4], mit Blick auf historisch-geographische Auslegungen der Atlantida reichlich dünkelhaft konstatierte, dass sie "eine kuriose Faszination auf die mangelhaft Gebildeten auszuüben scheinen". (Engl.: "seem to have a curious fascination for the imperfectly educated") [5]

Was Platons vermutete historische Inspirations-Qellen für seine angeblich ohne Wenn und Aber erfundene Atlantiserzählung betrifft, so präsentiert uns Taylor die Perserkriege sowie - da er immerhin wahrnimmt, dass Platon sein 'erdachtes' Atlantis in den "Atlantik außerhalb der Straße von Gibtaltar" platziert hat (1949, S. 439) - die Annahme, vielleicht seien "Erzählungen karthagischer Seeleute über Inseln im Atlantik die Grundlage für die Geschichte von der verschwundenen Insel." (ebd) Während diese beiden Annahmen zu Taylors Zeit schon lange im Diskurs waren [6] zeigte er sich zumindest mit einer weiteren Inspirations-Hypothese innovativ: Alfred Edward Taylor spekulierte nämlich 1928 als erster, Platon habe womöglich durch den plötzlichen Untergang der am Golf von Korinth gelegenen Stadt Helike im Jahr 373 v. Chr. als Leitidee für die von ihm dargestellte Atlantis-Katastrophe genutzt. [7]



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Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Anmerkung: Nicht zu verwechseln mit den - atlantologie-historisch ebenfalls relevanten - englischen Privatgelehrten und Neo-Platonisten Thomas Taylor (1758–1835)!
  2. Quelle: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, unter: "Alfred Edward Taylor" (abgerufen: 23. Januar 2019)
  3. Siehe: Alfred Edward Taylor, "Plato, the man and his work", London (Methuen Publishing) 1949 (Orig. 1926), Seite 439
  4. Quelle: A.E. Taylor, zit. bei: Tony O’Connell, "Taylor, Alfred Edward (L)", 12. August 2012, bei Atlantipedia.ie (abgerufen: 23. Januar 2019) --- Anmerkung: O’Connell liefert zu diesem Zitat keine direkte Quellenangabe, verweist aber in seinem kurzen Atlantipedia-Artikel auf: A.E. Taylor, "A Commentary on Plato's Timaeus", Oxford University Press, 1928; sowie auf: Derselbe, "Plato: Timaeus and Critias", London (Methuen), 1929.
  5. Quelle: ebd.
  6. Anmerkung: Die Annahme, der im Atlantisbericht erwähnte Krieg der Atlantier gegen die Ur-Athener könne ein Rückgriff Platons auf die Perserkriege gewesen sein, wurde - nach derzeitigem Erkenntnisstand - erstmals 1780 von dem italienischen Gelehrten Giuseppe Bartoli (1717-1788) geäußert. Mögliche Berichte von phönizischen oder karthagischen Seefahrern, die im Atlantik "durch Stürme und Strömungen von ihrem Wege abgetrieben", möglicherweise sogar bis "an die amerikanische Küste verschlagen" wurden "und von dort späterhin glücklich nach ihrem Vaterlande zurückgekehrt sein konnten" als eine denkbare Grundlage für Platons Atlantiserzählung zog z.B. schon die Allgemeine deutsche Real=Encyklopädie von F.A. Brockhaus aus dem Jahr 1830 in Betracht.
  7. Siehe: Alfred E. Taylor, "A Commentary on Plato's Timaeus", Oxford University Press, 1928

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