Jay Yoon

Forscher- und Autorenportrait

Abb. 1 Jay Yoon aus den USA vermutet Atlantis in der Karibik.

(red) Jay Yoon (Abb. 1) ist ein junger und noch weitgehend unbekannter US-amerikanischer Atlantisforscher, der als Autor des kleinen eBooks "Atlantis Shrugged" - Alternativtitel: "Atlantis: The Underworld" - auf sich aufmerksam gemacht hat.

Der in Anaheim Hills, Kalifornien, beheimatete Yoon, der sich selbst bescheiden als "ganz normalen Typen in den Zwanzigern" [1] beschreibt, interessierte sich, inspiriert durch die Lektüre von E. von Dänikens "Chariots of the Gods?" und TV-Dokumentationen, wie zum Beispiel "Encounters with the Unexplained" mit Jerry Orbach, bereits im Alter von zwölf Jahren - damals allerdings noch recht unkritisch - für grenzwissenschaftliche Themen.

In Berührung mit Platon kam er dagegen erst während seines Studiums, als er sich im Rahmen eines Kurses über politische Theorie mit dessen Dialog Politeia befasste, der ihn enorm beeindruckte. Noch größer war jedoch die Faszination, die Platons Atlantisbericht in den Dialogen Timaios und Kritias auf ihn ausübte, sodass er sich

Dabei ging es Jay Yoon zunächst gar nicht vordergründig darum, eine eigene Lokalisierungs-Hypothese zu entwickeln. Dazu und zu seinem Forschungsansatz bemerkt er: "Eigentlich habe ich nicht wirklich geglaubt, dass ich Atlantis finden könne, und trotz der von mir begonnenen unersättlichen Lektüre zur Atlantis-Legende war ich auch nicht wirklich überzeugt von seiner Existenz. Meine Jahre unkritischer Akzeptanz jeder neuen und kribbelnden Hypothese waren schon lange vorbei, aber ich hatte es auch geschafft, das andere Extrem eines dogmatischen Skeptizismus zu vermeiden. Es erschien mir einleuchtend, dass der goldene Mittelweg zwischen diesen beiden Extremen eine epistemologisch korrekte Position war, und was ich aufgrund meiner ausführlichen Lektüre der Atlantis-Literatur annahm, war, dass es sich um eine faszinierende Geschichte handelte; um eine, die es Wert war, ihr mehr Zeit [...] zu widmen, um über sie nachzudenken. Ich ging das Atlantis-Rätsel also mit einer sachlichen >Das ist interessant<-Einstellung an, die frei von Festlegungen war." [2]

Im Ergebnis seiner nachfolgenden Forschungsarbeit gelangte Jay Yoon schließlich zur Ansicht, dass sich Atlantis vermutlich einst im Gebiet des heutigen karibischen Beckens befunden habe, das seiner Meinung nach erst um etwa 9600 v.d.Z. überflutet worden sei. Dazu heißt es erläuternd bei Tony O’Connell in der Atlantipedia: "Er macht geltend, dass das Becken urprünglich, wenngleich es annähernd 13.000 Fuß [ca. 3960 m; d.Ü.] unterhalb des Meeresspiegels lag, von der es umgebenden Bergkette trocken gehalten wurde, welche nachfolgend aufgrund des Erdbebens brach, das bei Plato erwähnt wird. Yoon stellt seine Theorie in der Form eines platonischen Dialogs dar, an welchem Solon, Aristoteles und Kritias beteiligt sind." [3]


Einige Bemerkungen zu Jay Yoons Atlantis-Theorie

Abb. 2 Nach Jay Yoons These wurde das vormals trocken liegende, vom Atlantik durch eine umfassende Gebirgskette vollständig abgetrennte Karibik-Becken erst vor ca. 11600 Jahren plötzlich überflutet - der Untergang von Atlantis.

O’Connells Bewertung von Jay Yoons Erklärungsmodell fällt allerdings ziemlich 'ungnädig' aus: "Meiner Meinung nach ist seine Grundidee abstrus. Warum sollten Yoons Atlantier eine Armee ausschicken, die mehr als 13.000 Fuß [ca. 3960 m; d.Ü.] hochklettert, um einen Angriff auf das östliche Mittelmeer in einer Entfernung von mehr als 5000 Neilen [ca. 8047 km; d.Ü.] zu beginnen, zu einer Zeit, als es noch keine Schiffe gab, und um Athen und Ägypten zu attackieren, die es ebenfalls noch gar nicht gab? Hätte es nicht mehr Sinn gemacht, von der [heutigen] Karibik aus nach Nord- und Südamerika zu expandieren? Wahrscheinlicher ist, dass ein 9600 v. Chr. trocken liegendes Karibik-Becken, sofern es existierte, durch den Anstieg des Meeresspiegels überflutet wurde, welcher aus dem Abschmelzen der Eiskappen resultierte." [4]

Ohne an dieser Stelle in eine tiefgreifende Diskussion der Atlantis-Lokalisierung von Jay Yoon einsteigen zu wollen, sind zu dieser Kritik allerdings ein paar relativierende Anmerkungen zu machen: 1) Natürlich lassen sich viele Gründe für eine solche transatlantische Attacke hypothetisieren, aber an diesem Punkt lässt sich eine Kritik an Jay Yoons Modell ohnehin kaum festmachen. Sinnvoller Weise sollte diese im Bereich der Geologie sowie Ozeanographie liegen und an der Frage ansetzen, ob wirklich eine Komplett-Abschirmung des Karibik-Raumes vom Atlantik durch die vorgelagerten Höhenzüge möglich war. Außerdem scheinen bisherige ozeanographische Befunde nicht dafür zu sprechen, dass sich der gesamte heutige Meeresboden der Karibik während rezenter Perioden oberhalb des Meeresspiegels befand. [5] 2) Tony O’Connell irrt jedenfalls, wenn er meint, die Menschen hätten zu jener Zeit noch nicht über das nautische Know-how und eine entsprechende Technologie verfügt, um die Ozeane zu befahren oder zu überqueren. Dies war aber durchaus der Fall, wie heute - auch wenn Mainstram-Prähistoriker diese Erkenntnis noch immer hartnäckig zu ignorieren scheinen - als bewiesen gelten darf. [6]

3) ...übersieht Tony O’Connell die Möglichkeit eines 'Patchwork'-Charakters des Atlantisberichts [7], wie ihn die 'Synthetiker' unter den Atlantisforschern voraussetzen. Unter dieser Prämisse muss das hypothetische Vordringen einer west-atlantischen 'Uralt-Kultur' nach Europa und Nordafrika [8] keineswegs mit dem bei Platon erwähnten Krieg gegen die Ägypter und Athener zu tun haben. 4) Zu guter Letzt deckt sich Yoons Atlantis-Modell durchaus mit ältesten Legenden der Karibier, die davon sprechen, dass die heutigen Karibik-Inseln einst die höchsten Erhebungen einer größeren, zusammenhängenden Landmasse gewesen seien. [9]

Überlassen wir nun das Schlusswort dieses Beitrags Jay Yoon selbst, der dazu die passenden Worte gefunden hat: "Wenn Atlantis in der Tat existierte, und wenn meine Darstellung seines Untergangs tatsächlich korrekt ist, dann war die Vernichtung von Atlantis ein Ereignis von fast unvorstellbaren Ausmaßen. Ich habe mir vorgestellt, zurück durch die Zeit zu reisen und die Zerstörung von Atlantis von einem Satelliten im Orbit aus zu beobachten, und ich fühlte eine starke menschliche Verbundenheit mit diesem mysteriösen Volk, das ein so tragisches Schicksal hatte, und die Überzeugung, dass die von der Menschheit gemachten Erfahrungen, die als Erinnerungen, Mythen und Legenden erhalten blieben, niemals sterben dürfen." [10]


Jay Yoons Ansichten und Überlegungen in Sachen Atlantis sind - in englischer Sprache - auch hier nachlesbar:


Anmerkungen und Quellen

Einzelverweise:

  1. Quelle: Jay Yoon, "Atlantis Shrugged", Prologue (Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  2. Quelle: ebd.
  3. Quelle: Tony O’Connell, "Yoon, Jay", bei: Atlantipedia.ie, 12. Februar 2013 (abgerufen: 23.10.2013; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  4. Quelle: ebd.
  5. Vergl. dazu z.B.: "Forscher finden versunkene Karibik-Inseln", Berliner Morgenpost, 11.05.2010 (abgerufen: 24.10.2013)
  6. Siehe dazu z.B.: Dominique Görlitz, "Prähistorische Ausbreitungsmechanismen transatlantisch verbreiteter Kulturpflanzen" (Dissertation), Gotha, 2012, ISBN 978-3-93918-246-7
  7. Siehe dazu bei Atlantisforschung.de: "Synthese-Annahme" (red); sowie: "Theorien über Atlantis IV - Atlantis mal X: Synthese-Theorien" (bb)
  8. Vergl. dazu auch den Bericht des Theopompos von Chios über Meropis/Meropa und Anostos
  9. Siehe dazu bei Atlantisforschung.de: "Iere - Das Atlantis der Kariben" - Ein möglicher weiterer Überlieferungs-Strang des Mythos von der versunkenen Atlantik-Großinsel (bb)
  10. Quelle: Jay Yoon, "Atlantis Caribbean Island" bei: Humanities 360, 13. April 2012 (Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)

Bild-Quellen:

1) Bild-Archiv Tony O’Connell

2) Wikimedia Commons, unter: File:CIA map of the Caribbean.png (Bildbearbeitung durch Atlantisforschung.de)