Katastrophismus: Unterschied zwischen den Versionen

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===Begriff und Geschichte===
  
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[[Bild:Whewell.gif|thumb|200px|'''Abb. 1''' William Whewell (1794–1866) prägte und popularisierte Anfang der 1830er Jahre den noch heute gebräuchlichen Terminus 'Katastrophismus' und auch das Gegenwort 'Uniformitarismus'.]]
  
===Definition===
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([[Das Team|red]]) Der Begriff >'''Katastrophismus'''< (Engl.: >'''catastrophism'''<) wurde zu Beginn der 1830er Jahre von dem britischen Philosophen, Theologen, Naturwissenschaftler und Wissenschaftshistoriker [http://de.wikipedia.org/wiki/William_Whewell William Whewell] '''(Abb. 1)''' eingeführt (der ebenfalls von ihm geprägte Gegenbegriff lautet: '''Uniformitarismus'''). Er bezeichnet eine wissenschaftliche Denkrichtung oder Grundhaltung, welche die überragende Bedeutung katastrophischer Ereignisse für die Geschichte unseres Sonnensystems, der Erde und ihrer Biosphäre, sowie der Entwicklung und Zivilisationsgeschichte der Menschheit hervorhebt.
  
[[Bild:Whewell.gif|thumb|'''Abb. 1''' William Whewell (1794–1866) prägte und popularisierte Anfang der 1830er Jahre den noch heute gebräuchlichen Ter- minus 'Katastrophismus' und auch das Gegenwort 'Uniformitarismus'.]]
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In der modernen [[Geologie - Antipode oder Hilfswissenschaft der Atlantisforschung?|Erdgeschichtsforschung]] - über die [[Lyon Sprague de Camp]] pointiert erklärt, sie sei im "''17. und 18. Jahrhundert''" aus "''vagen Spekulationen darüber''" entstanden, "''ob Felsen sich wie Tiere fortpflanzen''" <ref>Quelle: [http://de.wikipedia.org/wiki/Lyon_Sprague_de_Camp Lyon Sprague de Camp], "[http://books.google.de/books?id=U8pWMQAACAAJ&dq=Lyon+Sprague+de+Camp+Versunkene+Kontinente Versunkene Kontinente - Von Atlantis, Lemuria u. anderen untergegangenen Zivilisationen]", 1975, S. 158</ref>, stellte der '''Katastrophismus''' zunächst das vorherrschende [http://de.wikipedia.org/wiki/Paradigma Paradigma] bezüglich der Interpretation geologischer Formationen dar. Außerdem dienten katastrophistische Modelle bereits zur Erklärung fossiler Ablagerungen, bevor die [http://de.wikipedia.org/wiki/Pal%C3%A4ontologie Paläontologie] sich unter diesem Namen <ref>Anmerkung: Die Bezeichnung '[http://de.wikipedia.org/wiki/Pal%C3%A4ontologie Paläontologie]' wurde 1825 von dem französischen Zoologen und Anatomen [http://de.wikipedia.org/wiki/Henri_Marie_Ducrotay_de_Blainville Henri Marie Ducrotay de Blainville] (1777-1850) eingeführt, und ersetzte allmählich die älteren Bezeichnungen Oryktologie (gr. oryktós – "ausgegraben") und Petrefaktenkunde (gr. Petrefakt "Versteinerung").</ref> zu einer eigenständigen Wissenschaft entwickelte.
  
([[Das Team|red]]) Der Begriff >'''Katastrophismus'''< - abgeleitet vom englischen >'''Catastrophism'''< - wurde zu Beginn der 1830er Jahre von dem britischen Philosophen, Theologen, Naturwissenschaftler und Wissenschaftshistoriker [http://de.wikipedia.org/wiki/William_Whewell William Whewell] (1794–1866) eingeführt (der ebenfalls von ihm geprägte Gegenbegriff lautet: '''Uniformitarismus''').  
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Dabei orientierten sich die geologisch/paläontologisch/anthropologischen Vorstellungen der frühen Pioniere des '''Katastrophismus''' im 18. Jahrhundert - wie praktisch die gesamte westliche Wissenschaft dieser Zeit - noch völlig an den Vorgaben biblischer Weltordnung. So dienten sie z.B. dem englischen Physikprofessor [http://de.wikipedia.org/wiki/John_Woodward John Woodward] (1665–1728) und dem schweizer Naturforscher [http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Jakob_Scheuchzer Johann Jakob Scheuchzer] (1672-1733) zur Bestätigung des alttestamentarischen [[Sintflut|Sintflutberichts]].  
  
Er bezeichnet ein Ideengebäude
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Doch in dem einsetzenden Emanzipationsprozess der sich entwickelnden 'Welt der Wissenschaft' waren es gerade katastrophistisch argumentierende Forscher wie z.B. der britische Theologe und Physiker [[William Whiston]] (1667-1752), die trotz ihres eindeutigen Bekenntnisses zur christlichen Religion unter dem Eindruck neu entdeckter Evidenzen auf Distanz zu einer fundamentalistischen Auslegung der Bibel gingen, und geradezu 'aufrührerische' Gedanken in den Diskurs einbrachten.
  
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[[Bild:William Whiston.jpg|thumb|left|200px|'''Abb. 2''' Wlliam Whiston (1667-1752) erweiterte den Katastrophismus um eine kosmologische Komponente.]]
  
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Dazu bemerkt etwa der Wissenschaftshistoriker [[Dr. Horst Friedrich]]: "''[[William Whiston|Whiston]] war ein Schüler [[Isaac Newton und Atlantis|Newtons]], der ihn zunächst sehr schätzte und als sein Promotor fungierte. Später brach [[Isaac Newton und Atlantis|Newton]] jedoch mit ihm, weil er meinte, [[William Whiston|Whistons]] '''Katastrophismus''' würde letztlich alle traditionellen Vorstellungen über die Ordnung des Kosmos, ja sogar die Existenz Gottes in Frage stellen.'' <ref>Anmerkung von [[Dr. Horst Friedrich|Horst Friedrich]]: Hierzu Augen öffnend von [http://en.wikipedia.org/wiki/Livio_Catullo_Stecchini Livio C. Stecchini]: "[http://www.quantavolution.org/QUANTAVOL/va_docs/va_2.pdf The Inconstant Heavens]" [hier als PDF-File, 232,59 KB - oder als [http://grazian-archive.com/quantavolution/QuantaHTML/vol_15/velikovsky_affair_03.htm HTML-Fassung]; d. Red.], in [http://www.velikovsky.info/Alfred_de_Grazia Alfred de Grazia] (Ed.): "[http://books.google.de/books?id=TdYlAAAAMAAJ&q=The+Velikovsky+Affair&dq=The+Velikovsky+Affair The Velikovsky Affair], London, 1966, S. 91-96"</ref> ''Aus eben diesem Grund bekam [[William Whiston|Whiston]] später sogar Schwierigkeiten mit der [http://de.wikipedia.org/wiki/Church_of_England Church of England], die sich wohl bereits mit der 1681 publizierten These [[William Whiston|Whistons]], ein [[Eiszeiten und Kometen|Komet]] habe die biblische [[Sintflut]] verursacht, nicht hatte anfreunden können. ''<ref>Anmerkung von [[Dr. Horst Friedrich|Horst Friedrich]]: [[William Whiston|Whiston]] hatte also gewissermaßen, wenn auch nicht in den Details, das [[Sintflut]]-Buch der [[Atlantis, der Sintflut-Impakt und Nostradamus: Die Theorien von A. und E. Tollmann|Tollmanns]] [siehe: "[http://books.google.de/books?id=O3nvPgAACAAJ&dq=Und+die+Sintflut+gab+es+doch Und die Sintflut gab es doch: vom Mythos zur historischen Wahrheit]", Droemer Knaur, 1993; d. Red.] schon vorweggenommen, worin ein [http://de.wikipedia.org/wiki/Komet Komet] als [[Sintflut]]-Verursacher um -7553 postuliert wird.</ref> ''Diese [[William Whiston|Whiston]]-Episode ist sehr lehrreich, zeigt sie doch drastisch, wie spannungsgeladen - weil sakrosankte Weltbilder berührend! - die Atmosphäre schon damals wurde, sobald der '''Katastrophismus''' ernsthaft ins Spiel gebracht wurde. Die Verbreitung solcher ketzerischen, revolutionierenden Lehren tat nach Ansicht der Obrigkeiten den >Untertanen< und Kirchen->Schafen< nicht gut.''" <ref>Quelle: [[Dr. Horst Friedrich]], "[http://books.google.de/books?id=w_X0AgAACAAJ&dq=Jahrhundertirrtum+Eiszeit Jahrhundertirrtum Eiszeit]", [http://www.efodon.de/ EFODON] (Edition Meson), 2. Auflage 2006, S. 50 (Hervorheb. durch die Red.)</ref>
  
Catastrophism is the theory that Earth has been affected by sudden, short-lived, violent events that were sometimes worldwide in scope. The dominant paradigm of geology has been gradualism, but a more inclusive and integrated view of geologic events has developed.
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Es erscheint jedenfalls bei einer wissenschaftsgeschichtlichen Betrachtung durchaus bedeutsam, dass [[William Whiston|Whiston]] das argumentative Arsenal des '''Katastrophismus''' um eine kosmologische Komponente erweiterte bzw. diesen Aspekt, der auch in den Arbeiten späterer Kataklysmiker des [[Atlantis-Lokalisierungen im 19. Jahrhundert|19. Jahrhunderts]] eine wesentliche Rolle spielen sollte, popularisierte. Zu nennen ist in diesem Zusammenhang nicht zuletzt [[Johann Gottlieb Radlof]] (1775-1846), ein Sprachforscher, der 1823 '''(Abb. 3)''' ein z.T. verblüffend modern anmutendes katastrophistisches Szenario für einen prähistorischen, interplanetaren [[Kataklysmus]] entwickelte. <ref>Siehe: [http://de.wikisource.org/wiki/ADB:Radlof,_Johann_Gottlieb Radlof, Johann Gottlieb]: "[http://books.google.de/books?id=qRI5AAAAcAAJ&printsec=frontcover&dq=Johann+Gottlieb+Radlof+Zertr%C3%BCmmerung+der+groe%EF%B8%A3n+Planeten+Hesperus+und+Phaeton,+und+darauf&lr=#v=onepage&q=&f=false Zertrümmerung der grossen Planeten Hesperus und Phaethon und die darauf folgenden Zerstörungen und Ueberflutungen auf der Erde; nebst neuen Aufschlüssen über die Mythensprache der alten Völker]", G. Reimer, Berlin, 1823. --- Anmerkung: Im selben Jahr (1823) formulierte übrigens der britische Botaniker und Geologe [http://de.wikipedia.org/wiki/John_Stevens_Henslow John Stevens Henslow] (1796-1861) in "The Annals of Philosophy" die Annahme, die [[Sintflut]] sei durch einen [http://de.wikipedia.org/wiki/Komet Kometen]-[[Impakte und Atlantisforschung|Impakt]] verursacht worden.</ref>
  
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Bei [http://www.pibburns.com/pib.htm Philip R. Burns] heißt es dazu: "''[[Johann Gottlieb Radlof|Radlof]] schlägt vor, dass ein Planet zwischen [[Unser marsianisches Erbe|Mars]] und [http://de.wikipedia.org/wiki/Jupiter_(Planet) Jupiter] explodiert sei, nachdem er von einem [[Eiszeiten und Kometen|Kometen]] getroffen wurde. Ein Fragment kollidierte mit der Erde, was zu den Legenden von [[Phaeton (Phaéthon)|Phaeton]], der [[Sintflut]] und den Mythen von Kämpfen mit kosmischen Monstern wie [[‎Typhon (Typhoeus)|Typhon]] führte. Ein anderes Fragment, welches den Orbit und das Aussehen eines [http://de.wikipedia.org/wiki/Komet Kometen] annahm, begegnete dem Planeten [[Unser marsianisches Erbe|Mars]] und nahm später seine jetzige Umlaufbahn als Planet [[Venus und Orion in Kultur und Bildersprache Nordamerikas (I)|Venus]] ein. [[Johann Gottlieb Radlof|Radlof]], ein [http://de.wikipedia.org/wiki/Klassische_Philologie Philologe], trachtete seine Annahmen durch mythologische Evidenzen zu stützen - darunter auch einiges von genau dem Material, das unter anderem [[Dr. Immanuel Velikovsky|Velikovsky]] später verwendete. Dieses Buch scheint weitgehend unbeachtet geblieben zu sein, obwohl das Motiv ''[orig: theme; d.Ü.]'' des zerborstenen fünften Planeten, der zu [[Phaeton (Phaéthon)|Phaeton]] wurde, auch bei einer Reihe späterer Autoren erscheint.''" <ref>Quelle: [http://www.pibburns.com/pib.htm Philip R. "Pib" Burns], [http://www.pibburns.com/catastro.htm Cathastrophism], unter: [http://www.pibburns.com/catasbib/othercat.htm Annotated Bibliography for Catastrophism: Other Catastrophists]</ref>
  
Der bedeutendste Vertreter des Katastrophismus dieser gilt der französische Naturforscher Baron Georges de Cuvier (1769-1832) mit seiner Kataklysmentheorie. Cuvier vermutete, dass am Ende einzelner geologischer Epochen alle Tiere und Pflanzen in einem bestimmten Gebiet durch riesige Naturkatastrophen ('Revolutionen') vernichtet wurden. Wie die meisten seiner Zeitgenossen dachte er hierbei v.a. an große Überschwemmungen, wie etwa die Sintflut. Die vernichteten Lebewesen würden danach von anderen (neu zugewanderten, oder neu erschaffenen) Arten ersetzt. Hiermit versuchte er, die überall zu beobachtenden, markanten Veränderungen im Fossilbestand der Gesteine zu erklären.
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[[Bild:Radlof 1.gif|thumb|200px|'''Abb. 3''' Das Titelblatt von Johann Gottlieb Radlofs katastrophistischem Werk aus dem Jahr 1823]]
  
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Schon geraume Zeit vor [[Johann Gottlieb Radlof|Radlof]] hatte sich [http://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Hevelius Johannes Hevelius] (1611 - 1687) in seiner 'Cometographia' (Danzig 1665) mit [[Eiszeiten und Kometen|Kometen]] als Verursacher von Katastrophen befasst, und die biblischen '[http://de.wikipedia.org/wiki/Zehn_Plagen Zehn Plagen]' als das Ergebnis einer Nahbegegnung der Erde mit einem solchen Himmelskörper bezeichnet, wobei er u.a. Bezug auf die Werke von [http://de.wikipedia.org/wiki/Sethus_Calvisius Sethus Calvisius], [http://de.wikipedia.org/wiki/David_Herlitz Herlicius] und Abraham Rockenbach (1536 - 1611) nahm, die ebenfalls entsprechende Auffassungen geäußert hatten. <ref>Siehe dazu z.B. [[Dr. Immanuel Velikovsky|Immanuel Velikovsky]], "[http://books.google.de/books?id=fBDkJQDoOZMC&pg=PA109&lpg=PA109&dq=Rockenbach+Kometen&source=bl&ots=OpfgBmVJxl&sig=fuc0FlPtbKxmO7QpJLuFqXCRc8U&hl=de&ei=8D5wTsCtE8Sh4gTt9bWKCQ&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=1&ved=0CBoQ6AEwAA#v=onepage&q=Rockenbach%20Kometen&f=false Welten im Zusammenstoss]", Julia White Publishing, 2005, S 108 ff.</ref> Auch der italienische [http://de.wikipedia.org/wiki/Polyhistor Polyhistor] [[Giovanni Rinaldo Carli]] (1720-1795) befasste sich mit kosmischen Ursachen irdischer Großkatastrophen, und entmythisierte quasi in seinen 'Amerikanischen Briefen' <ref>Siehe: Carli, Comte Giovanni Rinaldo. Lettres Americaines. Buisson, Paris: 1788</ref> die biblische [[Sintflut]]. [http://www.pibburns.com/pib.htm Burns] bemerkt dazu: "''[[Giovanni Rinaldo Carli|Carli]] baut auf den Ideen [[William Whiston|Whistons]] auf und vermutet, dass die Begegnung mit einem großen [[Eiszeiten und Kometen|Kometen]] die zuvor kreisförmige Umlaufbahn der Erde'' [um die Sonne] ''in einen elliptischen Orbit verändert habe. Das Jahr wurde um zehn Tage, eine Stunde und dreißig Minuten verlägert. Die Nahbegegnung mit dem [[Eiszeiten und Kometen|Kometen]] hob die Ozeane zu einer acht Meilen hohen Flutwelle an, die zusammen mit atmosphärischer [http://de.wikipedia.org/wiki/Kondensation Kondensation] die [[Sintflut]] verursachte.''" <ref>Quelle: [http://www.pibburns.com/pib.htm Philip R. "Pib" Burns]: [http://www.pibburns.com/catastro.htm Cathastrophism], unter: [http://www.pibburns.com/catasbib/othercat.htm Annotated Bibliography for Catastrophism: Other Catastrophists]</ref>
  
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Tatsächlich waren die Repräsentanten dieses quasi ''''kosmologischen Katastrophismus'''' jedoch eher eine Minderheit innerhalb des Spektrums der frühen Kataklysmiker. Die meisten anderen "''Katastrophisten, wie [http://www.kalkriese.de/L%C3%A9once_%C3%89lie_de_Beaumont.html Léonce Élie de Beaumont] (1798-1874), unterstrichen die Auswirkungen von [[Vulkanismus|Vulkanausbrüchen]] und [[Erdbeben]] auf die Gestalt der Erde''" <ref>Quelle: [http://www.kalkriese.de/index.htm Kalkriese.de], Stichwort: [http://www.kalkriese.de/Katastrophismus.html Katastrophismus]</ref>, oder betonten, wie [http://de.wikipedia.org/wiki/Horace-B%C3%A9n%C3%A9dict_de_Saussure Horace-Bénédict de Saussure] (1740-1799) oder [http://de.wikipedia.org/wiki/Alcide_Dessalines_d%E2%80%99Orbigny Alcide Dessalines d’Orbigny] (1802-1857) die Bedeutung gewaltiger Flutereignisse für die Geschichte unseres Planeten und der auf ihm lebenden Organismen.
  
Andere Katastrophisten, wie [http://www.kalkriese.de/L%C3%A9once_%C3%89lie_de_Beaumont.html Léonce Élie de Beaumont] (1798-1874), unterstrichen die Auswirkungen von Vulkanausbrüchen und Erdbeben auf die Gestalt der Erde.  
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Als bedeutendster Vertreter des 'klassischen' '''Katastrophismus''' gilt allgemein der französische Naturforscher [http://de.wikipedia.org/wiki/Georges_Cuvier Baron Georges de Cuvier] (1769-1832) '''(Abb. 4)''', der in seiner Kataklysmentheorie das diesbezügliche Gedankengut systematisierte. "''[http://de.wikipedia.org/wiki/Georges_Cuvier Cuvier] vermutete, dass am Ende einzelner geologischer Epochen alle Tiere und Pflanzen in einem bestimmten Gebiet durch riesige Naturkatastrophen ('Revolutionen') vernichtet wurden. ''[...]'' Um die überall zu beobachtenden markanten Veränderungen im Fossilbestand der Gesteine zu erklären, stellte [http://de.wikipedia.org/wiki/Georges_Cuvier Cuvier] die Hypothese auf, dass die vernichteten Lebewesen nach jeder der Katastrophen von anderen (neu zugewanderten oder neu erschaffenen) Arten ersetzt worden seien.''" <ref>Quelle: [http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Hauptseite Wikipedia - Die freie Enzyklopädie], Stichwort: [http://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophismus Katastrophismus]</ref>
  
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Auch [http://de.wikipedia.org/wiki/Georges_Cuvier Cuvier] dachte in Bezug auf die von ihm postulierten 'Revolutionen' in der Erdgeschichte vor allem an [[Kataklysmus|kataklysmische]] Überschwemmungen, doch sein katastrophistisches Ideengebäude stellte gleich in mehrfacher Hinsicht einen rigorosen Bruch mit der biblischen [[Sintflut]]-Überlieferung und einer dogmatisch-christlichen Vergangenheitsforschung dar. <ref>Anmerkung: So heißt es z.B. bei [http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Hauptseite Wikipedia] über ihn: "''Er war ein Kind der französischen Aufklärung, dogmatisch-theologische Thesen innerhalb der Naturwissenschaften wären ihm ein Gräuel gewesen. Die Legende, Cuvier habe nach jeder Katastrophe eine Neuschöpfung durch Gott postuliert, wurde von seinem Gegner [http://de.wikipedia.org/wiki/Charles_Lyell Charles Lyell] verbreitet; diese Behauptung lässt sich mit keiner der vielen Veröffentlichungen Cuviers belegen. Ebenso unhaltbar ist die Unterstellung, Cuvier habe noch an eine an biblischen Vorstellungen orientierte Dauer der Erdgeschichte geglaubt.''" (Quelle: [http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Hauptseite Wikipedia - Die freie Enzyklopädie], Stichwort: [http://de.wikipedia.org/wiki/Georges_Cuvier Georges Cuvier])</ref> Zunächst einmal setzte er in der zeitgenössischen Wissenschaft mit Vehemenz die Ansicht durch, dass es in der Erdgeschichte keineswegs nur ein einzige große Flutkatastrophe gegeben habe, sondern dass 'Noahs Flut' bereits viele frühere Umwälzungen voraus gegangen seien. <ref>Anmerkung: So z.B. auch '''Johann G. Rhode''', in: "[http://books.google.co.uk/books?id=bYo5AAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false Ueber den Anfang unserer Geschichte und die letzte Revolution der Erde, als wahrscheinliche Wirkung eines Kometen]", Leipzig 1818</ref> "''Tatsächlich hatte'', wie es bei [http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Hauptseite Wikipedia] heißt, "''schon der vielseitige englische Naturforscher [http://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Hooke Robert Hooke] (1635–1703) nachweisen können, dass die zu beobachtenden mächtigen Fossilschichten auf keinen Fall innerhalb einer einzigen, nur 150 Tage andauernden Flut hatten abgelagert werden können.''" <ref>Quelle: [http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Hauptseite Wikipedia - Die freie Enzyklopädie], Stichwort: [http://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophismus Katastrophismus] (Stand: 13.09.09)</ref>
  
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[[Bild:Cuvier jung.jpg|thumb|left|200px|'''Abb. 4''' Baron Georges Léopold Chrétien Frédéric Dagobert de Cuvier (1769- 1832)]]
  
Earth's history was viewed as the result of an accumulation of catastrophic events over a relatively short time period. It was basically the only way to rationalize the observations of early geologists with a believed short history of Earth before the 18th and 19th centuries.
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Außerdem wich [http://de.wikipedia.org/wiki/Georges_Cuvier Cuvier] von den Vorgaben des [http://de.wikipedia.org/wiki/Altes_Testament Alten Testaments] und der christlichen Schöpfungslehre auch durch seine - durchaus irrige - Vorstellung ab, die Menschheit sei erst NACH der so genannten '[[Sintflut]]' (also nach damaliger Auffassung erst vor etwa 6000 Jahren) entstanden. Zu dieser Auffassung war er aufgrund der Tatsache gelangt, dass zu seiner Zeit noch keine fossilen Überreste '[[Diluvium|prädiluvialer]]' (vorsintflutlicher) Menschen entdeckt worden waren. Aus diesem Mangel an archäologischen Evidenzen in Form entsprechender Humanrelikte zog er dann seinen Fehlschluss - ein geradezu exemplarisches Malheur, aus dem moderne Paläo-Anthropologen und Archäologen offenbar nicht viel gelernt haben.
  
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Erstaunlicher Weise waren es aber nicht die christlichen Kirchen, mit denen [http://de.wikipedia.org/wiki/Georges_Cuvier Cuvier] aneinander geriet, sondern Verteter konkurrierender Lehrmeinungen innerhalb der ''Scientific community'', wie z.B. der Zoologe [http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%89tienne_Geoffroy_Saint-Hilaire Étienne Geoffroy Saint-Hilaire] (1772-1844) von der [http://de.wikipedia.org/wiki/Acad%C3%A9mie_des_sciences Pariser Académie des sciences] im so genannten [http://de.wikipedia.org/wiki/Pariser_Akademiestreit Pariser Akademiestreit]. Während [http://de.wikipedia.org/wiki/Georges_Cuvier Cuvier] sich in diesem Gelehrtenstreit durchsetzen konnte, wurden seine Vorstellungen - und das Konzept des '''Katastrophismus''' als geologische Leitidee - ab etwa 1830 nach und nach durch ein neu aufkommendes, konkurrierendes Modell verdrängt, das [[Dr. Horst Friedrich]] plakativ, aber durchaus zutreffend, als letztlich "''unwissenschaftliche, aber zeitbedingte Ideologie''" charakterisiert, nämlich durch den so genannten, vor allem durch [http://de.wikipedia.org/wiki/Charles_Lyell Charles Lyell] (1797-1875) popularisierten, "[[Aktualismus]]".
  
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Dazu schreibt [[Dr. Horst Friedrich|Friedrich]] erläuternd: "''Unter [[Aktualismus]] versteht man die Behauptung, dass auf unserem Planeten stets nur die vergleichsweise harmlosen Kräfte am Werk waren, wie wir sie heute beobachten. Dieser [http://de.wikipedia.org/wiki/Paradigmenwechsel Paradigmenwechsel] ist sehr lehrreich, demonstriert er doch überzeugend die Zeitbedingtheit der schulwissenschaftlichen [http://de.wikipedia.org/wiki/Paradigma Paradigmata] (Lehrmeinungen, Dogmen)! Es ist wohl kaum ein Zufall, daß der '''Katastrophismus''' sich im Zeitalter der [http://de.wikipedia.org/wiki/Franz%C3%B6sische_Revolution Französischen Revolution] und der [http://de.wikipedia.org/wiki/Koalitionskriege napoleonischen Umwälzung] [[Europa]]s durchsetzte, während er im nachfolgenden Zeitalter der [http://de.wikipedia.org/wiki/Restauration_(Frankreich) Restauration] und Repression vom >zahmen< [[Aktualismus]] verdrängt wurde, der auch dem viktorianischen Zeitalter viel sympathischer war. [http://de.wikipedia.org/wiki/Charles_Lyell Lyell] und seine >Doctrine of Uniformity< (= [[Aktualismus]]) waren für die Geologie eine Katastrophe! Eine pure - wissenschaftlich gänzlich haltlose! - Ideologie hatte die bis dahin wissenschaftlich-seriöse Geologie überwältigt. Von nun an mußte jeder Geologe, der publizieren wollte, seinen Kotau vor dieser Ideologie machen.''" <ref>Quelle: [[Dr. Horst Friedrich|Horst Friedrich]], op. cit., S. 50-51 (Hervorheb. durch die Red.)</ref>
  
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[[Bild:Joseph Prestwich.jpg|thumb|200px|'''Abb. 5''' Der britische Geologe Joseph Prestwich (1812-1896) gehörte zu den letzten Vertretern des Katastrophismus in der ''Scientific community'' des späten 19. Jahrhunderts.]]
  
Starting in the late 18th century, scientists began looking to other paradigms for explaining geological formations. Two early proponents of the gradualist explanations for the formation of sedimentary rock and the beginnings of an understanding of the immense stretch of geological time or 'Deep time' were the 18th century 'father of geology' James Hutton and the 19th century geologist Charles Lyell.
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An der Schwelle zum [[Atlantis-Lokalisierungen im 20. Jahrhundert|20. Jahrhundert]] wagten es dann auch nur noch einzelne, weit aus der Masse herausragende Forscher-Persönlichkeiten innerhalb und außerhalb des universitären Wissenschaftsbetriebs, sich gegen den [[Aktualismus|aktualistischen]] Zeitgeist zu stellen, und katastrophistische Lösungen für erd- und menschheitsgeschichtliche Probleme zu präsentieren. Einer dieser Nonkonformisten war der britische Geologe [[Joseph Prestwich]] (1812-1896) '''(Abb. 5)''', "''Für ihn war es''", wie [[Dr. Horst Friedrich|H. Friedrich]] erläutert, "''eine bewiesene Tatsache, dass >am Ende der Eiszeit< große Teile [[Ex occidente lux - Atlantis in West-Europa?|Westeuropas]] von gewaltigen, [[Kataklysmus|kataklysmischen]] Flutwellen überrollt wurden, wobei das Land teilweise [https://de.wikipedia.org/wiki/Tektonik tektonische] Hebungen und Absenkungen erlebte.''" <ref>Siehe: [http://en.wikipedia.org/wiki/Joseph_Prestwich Joseph Prestwich], "On the Evidences of a Submergence of Western Europe and the Mediterranean Coasts at the Close of the Glacial or so-called Post-Glacial Period, and Immediately Preceding  the Neolithic or Recent Period", in: PHILOSOPHICAL TRANSACTIONS of the Royal Society, London 1893. (Quelle: [[Dr. Horst Friedrich|Horst Friedrich]], op. cit., S. 55)</ref>
  
At the beginning of the nineteenth century, the great French geologist and naturalist Baron Georges Cuvier proposed what came to be known as the Catastrophe theory or Catastrophism. According to the theory, the abrupt faunal changes geologists saw in rock strata were the result of periodic devastations that wiped out all or most extant species, each successive period being repopulated with new kinds of animals and plants, by God's hand.  
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Hervorzuheben ist auch das katastrophistische Werk [[Ignatius Donnelly - 'Vater' der modernen Atlantisforschung|Ignatius Donnellys]] (1831-1901), eines amerikanischen Juristen, Politikers und Privatgelehrten, welcher der Nachwelt als Autor des bekannten Werkes "[http://books.google.de/books?id=3I458x1OO8EC&printsec=frontcover&dq=Atlantis+-+The+Antediluvian+world&ei=D3fHSc_tFpDkyATaiqlE#PPR9,M1 Atlantis - the Antediluvian World]" (1882) vor allem als 'Vater der Atlantisforschung' in Erinnerung geblieben ist. Kaum bekannt ist dagegen, dass [[Ignatius Donnelly - 'Vater' der modernen Atlantisforschung|Donnelly]], der seit Jahrzehnten ungerechtfertigter Weise als "[[Pseudowissenschaft|Pseudowissenschaftler]]" bekrittelt wird, 1983 ein weiteres, aus katastrophistischer Sicht höchst bedeutsames Werk <ref>Siehe: [[Ignatius Donnelly - 'Vater' der modernen Atlantisforschung|Ignatius Donnelly]], [http://sacred-texts.com/atl/rag/index.htm RAGNAROK: THE AGE OF FIRE AND GRAVEL], 1883</ref> veröffentlichte, in dem er auf interdiziplinärer Grundlage und auf dem Erkenntnisstand seiner Zeit die kosmologische Kataklysmik [[William Whiston|Whistons]] und [[Giovanni Rinaldo Carli|Rinaldo Carlis]] weiterentwickelte. Darin entwirft er ausführlich das [[Primhistorik|primhistorische]] Modell einer hochentwickelten irdischen Urzeitkultur <ref>Anmerkung: Die Vorstellung [[Diluvium|prädiluvialer]] Hochkulturen wurde keineswegs von [[Ignatius Donnelly - 'Vater' der modernen Atlantisforschung|Donnelly]] konzipiert, sondern bereits 1785 von dem französischen Astronomen und Katastrophisten [[Jean-Sylvain Bailly]] (1736-1793) vertreten. Siehe: [http://de.wikipedia.org/wiki/Jean-Sylvain_Bailly Jean-Sylvain Bailly], "Lettres sur l'origine des sciences" (Par. 1777; deutsch, Leipz. 1778); sowie: ders., "Lettres sur l'Atlantide de Platon et sur l'ancienne histoire de l'Asie" (Lond. 1771; engl. 1801, 2 Bde.)</ref>, die durch den [[Impakte und Atlantisforschung|Impakt]] eines [[Eiszeiten und Kometen|Kometen]] ausgelöscht wurde, der auch die so genannte 'Eiszeit' verursacht habe.  
  
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Von solchen Ausnahmeerscheinungen abgesehen, war der Erkenntnis-Prozess durch die [[Aktualismus|aktualistische]] [http://de.wikipedia.org/wiki/Doktrin Doktrin] nun in vielen Bereichen der [[Geologie - Antipode oder Hilfswissenschaft der Atlantisforschung?|Geologie]] und [http://de.wikipedia.org/wiki/Pal%C3%A4ontologie Paläontologie] (aber auch der Menschheits- und Zivilisationsgeschichtsforschung) nachhaltig blockiert. [http://www.uni-marburg.de/fb21/erzwiss/personal/prof/rohrmann_hp Dr. Eckhard Rohrmann] formuliert dies folgendermaßen: "''Von nun an wurde für lange Zeit jede Möglichkeit katastrophischer Einflüsse auf erdgeschichtliche Entwicklungen kategorisch ausgeschlossen. Der '''Katastrophismus''' galt als Ausdruck noch nicht restlos überwundener religiöser Dogmen, insofern Katastrophen auch religiös gedeutet werden konnten, z.B. als punktuelles Eingreifen göttlicher oder dämonischer Kräfte. In der Tat bildete der '''Katastrophismus''' für manche Naturwissenschaftler die Brücke zwischen ihrer religiösen Orientierung und ihren wissenschaftlichen Erkenntnissen'' [...]
  
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''Mit dieser Abkehr vom '''Katstrophismus''' allerdings entstand gewissermaßen ein neuer, antireligiös und streng naturwissenschaftlich gemeinter, letztlich aber ebenso erkenntnisbehindernder Dogmatismus, der allein allmähliche evolutionäre Übergänge für natur- und erdgeschichtliche Prozesse anerkannte. Die Kränkung des Menschen, nicht mehr die Krone der Schöpfung, sondern lediglich der Abkömmling eines prähistorischen Affen zu sein, wurde gewissermaßen dadurch kompensiert, dass für die Anthropogenese extrem lange Zeiträume angenommen wurden, so dass der Mensch nun gewissermaßen als die Krone, ja als das Ziel der Evolution erscheint.''" <ref>Quelle: '''Eckhard Rohrmann''', [http://books.google.de/books?id=WdIYkB0yUGAC&pg=PA3&dq=Mythen+und+Realit%C3%A4ten+des+anders-seins:+Gesellschaftliche+Konstruktionen+seit+der+fr%C3%BChen+Neuzeit#v=onepage&q=&f=false Mythen und Realitäten des anders-seins: Gesellschaftliche Konstruktionen seit der frühen Neuzeit], VS Verlag, 2007, S. 70 (Hervorheb. durch die Red.) --- Anmerkung von '''E. Rohrmann''': In jüngerer Zeit scheint sich dagegen wieder die Auffassung durchzusetzen, dass der darwinsche Weg des graduellen Gleitens der Evolution immer wieder auch dramatisch unterbrochen, teilweise auch beschleunigt werde durch katastrophische Einflüsse... --- Red. Anmerkung: In diesem Sinne vergl. auch die evolutionsbiologische Definition von '''Katastrophismus''' bei [http://www.kryptozoologie.net/glossar/index.php/Hauptseite Lit Lex]: "''Unter dem Begriff Katastrophismus versteht man in der Evolutionsbiologie die These, dass wichtige Entwicklungen und Änderungen auf evolutionärer Basis durch verschiedene Katastrophen (z.B. Vulkanausbrüche, Supervulkane, Meteoriteneinschläge, u.a.) ausgelöst und vorangetrieben wurden. Laut der These des Katastrophismus kommt es immer nach großen Katastrophen, denen meist ein Massensterben in der Tier- und Pflanzenwelt folgte, zu besonders schnellen Anpassungen an die veränderten Bedingungen im Zuge der Evolution.''" Quelle: [http://www.kryptozoologie.net/glossar/index.php/Hauptseite Lit Lex], Stichwort: [http://www.kryptozoologie.net/glossar/index.php/Katastrophismus Katastrophismus]</ref>
  
From around 1850 to 1980, most geologists endorsed uniformitarianism (the present is generally the same as the past) and gradualism (geologic change occurs slowly over long periods of time) and rejected the idea that cataclysmic events such as earthquakes and volcanic eruptions played any significant role in the formation of the Earth's surface. In part, the geologists' rejection was fostered by their impression that the catastrophists of the 19th century believed that God was directly involved in determining the history of Earth. Catastophism of the 19th and early 20th centuries was closely tied to religion and catastrophic origins were considered miraculous rather than natural events.
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Es sollte mehr als sechzig lange Jahre dauern, bis sich - zunächst außerhalb des universitären Betriebs - eine fundamentale Wissenschafts-Opposition zu formieren begann, die dem Dogma des [[Aktualismus]] / Uniformitarismus den Kampf ansagte und schließlich geradezu den Charakter einer Bewegung annahm: der [[Neo-Katastrophismus]].  
  
A 1950s proponent of catastrophism was Immanuel Velikovsky, who wrote a number of popular books proposing such speculations as the planet Venus being a "comet" which was ejected from Jupiter 3,500 years ago and which made a number of catastrophic close passes by Earth and the other planets before settling into its current orbit. Velikovsky used this to explain the Biblical plagues of Egypt, the Biblical reference to the "Sun standing still" for a day (explained by changes in Earth's rotation), and the sinking of Atlantis. Most scientists consider Velikovsky's speculations to be pseudoscience at best, and sheer nonsense at worst.
 
  
Over the past 25 years, however, a scientifically based catastrophism has gained wide acceptance with regard to certain events in the distant past. One impetus for this change came from the publication of a historic paper by Walter and Luis Alvarez in 1980. This paper suggested that a 10-kilometer asteroid struck Earth 65 million years ago at the end of the Cretaceous period. The impact wiped out about 70% of all species, including the dinosaurs, leaving behind the so-called K-T boundary. In 1990, a 180-kilometer candidate crater marking the impact was identified at Chicxulub in the Yucatan Peninsula of Mexico.
 
  
Since then, the debate about the extinction of the dinosaurs and other mass extinction events has centered on whether the extinction mechanism was the asteroid impact, widespread volcanism (which occurred about the same time), or some other mechanism or combination. Most of the mechanisms suggested are catastrophic in nature.
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<center>Fortsetzung: [[Neo-Katastrophismus]]</center>
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The observation of the Shoemaker-Levy 9 cometary collision with Jupiter illustrated that catastrophic events occur as natural events.
 
  
Modern theories also suggest that Earth's anomalously large moon was formed catastrophically. In a paper published in Icarus in 1975, Dr William K. Hartmann and Dr Donald R. Davis proposed that a stochastic catastrophic near-miss by a large planetesimal early in Earth's formation approximately 4.5 billion years ago blew out rocky debris, remelted Earth and formed the Moon, thus explaining the Moon's lesser density and lack of an iron core. See giant impact theory for a more detailed description.
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'''Siehe auch:'''
  
One of the key differences between catastrophism and gradualism is that to function, gradualism requires the assumption of vast timelines, whereas catastrophism can function with or without assumptions of long timelines.
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* [[Lyellismus und Katastrophismus]] - Wie eine seriöse Geologie von einer windigen Ideologie verdrängt wurde ([[Dr. Horst Friedrich]], 1997)
  
Today most geologists combine catastrophist and gradualist standpoints, taking the view that Earth's history is a slow, gradual story punctuated by occasional natural catastrophic events that have affected Earth and its inhabitants.
 
  
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===Anmerkungen und Quellen===
  
[http://www.experiencefestival.com/a/catastrophism/id/1948386 Catastrophism: Encyclopedia - Catastrophism]
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'''Fußnoten:'''
 
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<references />
 
 
 
 
http://books.google.de/books?id=tEBG40-ALR8C&pg=PA70&lpg=PA70&dq=Katastrophismus&source=bl&ots=jN9R31gsT6&sig=8sHP4L_mWwlmeIBw4b_Ltf86i7o&hl=de&ei=Ew2rStOIE8nK_gaN9oW1Bg&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=7#v=onepage&q=Katastrophismus&f=false
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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Catastrophism -- Past Cataclysmic Activity
 
Der Katastrophismus  the idea  crustal features (strata layers, erosion, polystrate fossils, etc) formed as a result of past cataclysmic activity. In other words, the Earth’s surface has been scarred by catastrophic natural disasters.
 
 
 
Catastrophism -- Uniformitarianism
 
Catastrophism is contrary to Uniformitarianism, the accepted geological doctrine for over 150 years. Uniformitarianism states that current geologic processes, occurring at the same rates observed today, in the same manner, account for all of earth's geological features. As present processes are thought to explain all past events, the Uniformitarianism slogan is "the present is the key to the past." Uniformitarianism ignores the possibility of past cataclysmic activity upon the surface of the earth. James Hutton first purposed the doctrine of uniformity in his publication, Theory of the Earth (1785). Sir Charles Lyell endorsed Uniformitarianism in his work, Principles of Geology (1830). Uniformitarianism is fundamental to Lyell's geologic column. Uniformitarianism and the geologic column, both of which assume uniformity, have been disputed in recent years by geologic features such as poly-strata fossils, misplaced fossils, missing layers and misplaced layers (including layers in reverse order or "ancient" layers found above "modern" layers). Furthermore, observed cataclysmic events such as the eruption of Mt. St. Helens in 1980 have leant credibility to Catastrophism. Prior to the introduction of Uniformitarianism, Catastrophism was the accepted geological doctrine. Once again, Catastrophism is becoming accepted as an accurate interpretation of earth's geologic history.
 
 
 
Catastrophism -- Empirical Evidence
 
Catastrophism is supported by actual, recorded hi Nearly 300 ancient flood legends have survived the ravishment of time. Legends of a worldwide deluge, commonly known as the "Noachian Flood," are found in Europe, Asia, Africa, Australia, North American and South America. Furthermore, earth's sedimentary layers with the fossil record seem to suggest a past marine cataclysm. Sedimentary rock (sandstone, siltstone, shale, limestone, etc) is primarily the result of moving water, laid down layer upon layer by hydrologic sorting. Animals whose fossil remains are found within those layers must have been caught in this running water appear to have been buried and preserved. The remains, as well as the rocks, would be sorted according to density or specific gravity. Otherwise, the carcasses would rot or be scavenged. Approximately 95% of all earth's fossil remains discovered thus far are marine invertebrates. Of the remainder, approximately 4.74% are plant fossils, 0.25% are land invertebrates (including insects), and 0.0125% are vertebrates (the majority of which are fish). Roughly 95% of all land vertebrates discovered and recorded to date consist of less than one bone. The overwhelming majority of the plant fossils found appear to demonstrate an instantaneous burial. The leaves are pressed in fine sediment as if placed between the pages of a book and show no signs of decay or rot.
 
 
 
  
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'''Bild-Quellen:'''
  
http://www.allaboutcreation.org/Catastrophism.htm
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:1) '''Dr. David C. Bossard''', [http://www.geology.19thcenturyscience.org/book-index.html Library of 19th Century Science - The Golden Age of Geology]
  
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:2) [http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Hauptseite Wikipedia - Die freie Enzyklopädie], Stichwort: [http://de.wikipedia.org/wiki/William_Whiston William Whiston]
  
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:3) [http://www.pibburns.com/pib.htm Philip R. "Pib" Burns]: [http://www.pibburns.com/catastro.htm Cathastrophism], unter: [http://www.pibburns.com/catasbib/radlof.htm Title Page of Radlof's Book]
  
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:4) [http://www.macroevolution.net/about-me.html Gene McCarthy], [http://www.macroevolution.net/index.html macroevolution.net], unter: [http://www.macroevolution.net/georges-cuvier.html Baron Georges Cuvier]
  
 
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:5) [http://en.wikipedia.org/wiki/Main_Page Wikipedia - The Free Encyclopedia], Stichwort: [http://en.wikipedia.org/wiki/Joseph_Prestwich Joseph Prestwich]
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
'''Fachspezifische Definitionen'''
 
 
 
'''Evolutionsbiologie''': "''Unter dem Begriff Katastrophismus versteht man in der Evolutionsbiologie die These, dass wichtige Entwicklungen und Änderungen auf evolutionärer Basis durch verschiedene Katastrophen (z.B. Vulkanausbrüche, Supervulkane, Meteoriteneinschläge, u.a.) ausgelöst und vorangetrieben wurden.''
 
 
 
''Laut der These des Katastrophismus kommt es immer nach großen Katastrophen, denen meist ein Massensterben in der Tier- und Pflanzenwelt folgte, zu besonders schnellen Anpassungen an die veränderten Bedingungen im Zuge der Evolution.''" <ref>Quelle: [http://www.kryptozoologie.net/glossar/index.php/Hauptseite Lit Lex], Stichwort: [http://www.kryptozoologie.net/glossar/index.php/Katastrophismus Katastrophismus]</ref>
 
 
 
 
 
''Einige zentrale Persönlichkeiten des Frühen Katastrophismus'''
 
 
 
William Whiston
 
 
 
 
 
[http://de.wikipedia.org/wiki/Alcide_Dessalines_d%E2%80%99Orbigny Alcide Dessalines d’Orbigny]
 
 
 
 
 
[ Cuvier]
 
 
 
http://www.pibburns.com/catastro.htm
 
 
 
http://www.pibburns.com/catastro/othercat.htm
 
 
 
===Anmerkungen und Quellen===
 
 
 
'''Verwendetes Material'''
 
 
 
[http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Hauptseite Wikipedia - Die freie Enzyklopädie], Stichwort: [http://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophismus Katstrophismus]
 
 
 
 
 
<references />
 
 
 
===Bild-Quellen===
 
 
 
(1) '''Dr. David C. Bossard''', [http://www.geology.19thcenturyscience.org/book-index.html Library of 19th Century Science - The Golden Age of Geology]
 

Aktuelle Version vom 12. Januar 2020, 03:23 Uhr

Begriff und Geschichte

Abb. 1 William Whewell (1794–1866) prägte und popularisierte Anfang der 1830er Jahre den noch heute gebräuchlichen Terminus 'Katastrophismus' und auch das Gegenwort 'Uniformitarismus'.

(red) Der Begriff >Katastrophismus< (Engl.: >catastrophism<) wurde zu Beginn der 1830er Jahre von dem britischen Philosophen, Theologen, Naturwissenschaftler und Wissenschaftshistoriker William Whewell (Abb. 1) eingeführt (der ebenfalls von ihm geprägte Gegenbegriff lautet: Uniformitarismus). Er bezeichnet eine wissenschaftliche Denkrichtung oder Grundhaltung, welche die überragende Bedeutung katastrophischer Ereignisse für die Geschichte unseres Sonnensystems, der Erde und ihrer Biosphäre, sowie der Entwicklung und Zivilisationsgeschichte der Menschheit hervorhebt.

In der modernen Erdgeschichtsforschung - über die Lyon Sprague de Camp pointiert erklärt, sie sei im "17. und 18. Jahrhundert" aus "vagen Spekulationen darüber" entstanden, "ob Felsen sich wie Tiere fortpflanzen" [1], stellte der Katastrophismus zunächst das vorherrschende Paradigma bezüglich der Interpretation geologischer Formationen dar. Außerdem dienten katastrophistische Modelle bereits zur Erklärung fossiler Ablagerungen, bevor die Paläontologie sich unter diesem Namen [2] zu einer eigenständigen Wissenschaft entwickelte.

Dabei orientierten sich die geologisch/paläontologisch/anthropologischen Vorstellungen der frühen Pioniere des Katastrophismus im 18. Jahrhundert - wie praktisch die gesamte westliche Wissenschaft dieser Zeit - noch völlig an den Vorgaben biblischer Weltordnung. So dienten sie z.B. dem englischen Physikprofessor John Woodward (1665–1728) und dem schweizer Naturforscher Johann Jakob Scheuchzer (1672-1733) zur Bestätigung des alttestamentarischen Sintflutberichts.

Doch in dem einsetzenden Emanzipationsprozess der sich entwickelnden 'Welt der Wissenschaft' waren es gerade katastrophistisch argumentierende Forscher wie z.B. der britische Theologe und Physiker William Whiston (1667-1752), die trotz ihres eindeutigen Bekenntnisses zur christlichen Religion unter dem Eindruck neu entdeckter Evidenzen auf Distanz zu einer fundamentalistischen Auslegung der Bibel gingen, und geradezu 'aufrührerische' Gedanken in den Diskurs einbrachten.

Abb. 2 Wlliam Whiston (1667-1752) erweiterte den Katastrophismus um eine kosmologische Komponente.

Dazu bemerkt etwa der Wissenschaftshistoriker Dr. Horst Friedrich: "Whiston war ein Schüler Newtons, der ihn zunächst sehr schätzte und als sein Promotor fungierte. Später brach Newton jedoch mit ihm, weil er meinte, Whistons Katastrophismus würde letztlich alle traditionellen Vorstellungen über die Ordnung des Kosmos, ja sogar die Existenz Gottes in Frage stellen. [3] Aus eben diesem Grund bekam Whiston später sogar Schwierigkeiten mit der Church of England, die sich wohl bereits mit der 1681 publizierten These Whistons, ein Komet habe die biblische Sintflut verursacht, nicht hatte anfreunden können. [4] Diese Whiston-Episode ist sehr lehrreich, zeigt sie doch drastisch, wie spannungsgeladen - weil sakrosankte Weltbilder berührend! - die Atmosphäre schon damals wurde, sobald der Katastrophismus ernsthaft ins Spiel gebracht wurde. Die Verbreitung solcher ketzerischen, revolutionierenden Lehren tat nach Ansicht der Obrigkeiten den >Untertanen< und Kirchen->Schafen< nicht gut." [5]

Es erscheint jedenfalls bei einer wissenschaftsgeschichtlichen Betrachtung durchaus bedeutsam, dass Whiston das argumentative Arsenal des Katastrophismus um eine kosmologische Komponente erweiterte bzw. diesen Aspekt, der auch in den Arbeiten späterer Kataklysmiker des 19. Jahrhunderts eine wesentliche Rolle spielen sollte, popularisierte. Zu nennen ist in diesem Zusammenhang nicht zuletzt Johann Gottlieb Radlof (1775-1846), ein Sprachforscher, der 1823 (Abb. 3) ein z.T. verblüffend modern anmutendes katastrophistisches Szenario für einen prähistorischen, interplanetaren Kataklysmus entwickelte. [6]

Bei Philip R. Burns heißt es dazu: "Radlof schlägt vor, dass ein Planet zwischen Mars und Jupiter explodiert sei, nachdem er von einem Kometen getroffen wurde. Ein Fragment kollidierte mit der Erde, was zu den Legenden von Phaeton, der Sintflut und den Mythen von Kämpfen mit kosmischen Monstern wie Typhon führte. Ein anderes Fragment, welches den Orbit und das Aussehen eines Kometen annahm, begegnete dem Planeten Mars und nahm später seine jetzige Umlaufbahn als Planet Venus ein. Radlof, ein Philologe, trachtete seine Annahmen durch mythologische Evidenzen zu stützen - darunter auch einiges von genau dem Material, das unter anderem Velikovsky später verwendete. Dieses Buch scheint weitgehend unbeachtet geblieben zu sein, obwohl das Motiv [orig: theme; d.Ü.] des zerborstenen fünften Planeten, der zu Phaeton wurde, auch bei einer Reihe späterer Autoren erscheint." [7]

Abb. 3 Das Titelblatt von Johann Gottlieb Radlofs katastrophistischem Werk aus dem Jahr 1823

Schon geraume Zeit vor Radlof hatte sich Johannes Hevelius (1611 - 1687) in seiner 'Cometographia' (Danzig 1665) mit Kometen als Verursacher von Katastrophen befasst, und die biblischen 'Zehn Plagen' als das Ergebnis einer Nahbegegnung der Erde mit einem solchen Himmelskörper bezeichnet, wobei er u.a. Bezug auf die Werke von Sethus Calvisius, Herlicius und Abraham Rockenbach (1536 - 1611) nahm, die ebenfalls entsprechende Auffassungen geäußert hatten. [8] Auch der italienische Polyhistor Giovanni Rinaldo Carli (1720-1795) befasste sich mit kosmischen Ursachen irdischer Großkatastrophen, und entmythisierte quasi in seinen 'Amerikanischen Briefen' [9] die biblische Sintflut. Burns bemerkt dazu: "Carli baut auf den Ideen Whistons auf und vermutet, dass die Begegnung mit einem großen Kometen die zuvor kreisförmige Umlaufbahn der Erde [um die Sonne] in einen elliptischen Orbit verändert habe. Das Jahr wurde um zehn Tage, eine Stunde und dreißig Minuten verlägert. Die Nahbegegnung mit dem Kometen hob die Ozeane zu einer acht Meilen hohen Flutwelle an, die zusammen mit atmosphärischer Kondensation die Sintflut verursachte." [10]

Tatsächlich waren die Repräsentanten dieses quasi 'kosmologischen Katastrophismus' jedoch eher eine Minderheit innerhalb des Spektrums der frühen Kataklysmiker. Die meisten anderen "Katastrophisten, wie Léonce Élie de Beaumont (1798-1874), unterstrichen die Auswirkungen von Vulkanausbrüchen und Erdbeben auf die Gestalt der Erde" [11], oder betonten, wie Horace-Bénédict de Saussure (1740-1799) oder Alcide Dessalines d’Orbigny (1802-1857) die Bedeutung gewaltiger Flutereignisse für die Geschichte unseres Planeten und der auf ihm lebenden Organismen.

Als bedeutendster Vertreter des 'klassischen' Katastrophismus gilt allgemein der französische Naturforscher Baron Georges de Cuvier (1769-1832) (Abb. 4), der in seiner Kataklysmentheorie das diesbezügliche Gedankengut systematisierte. "Cuvier vermutete, dass am Ende einzelner geologischer Epochen alle Tiere und Pflanzen in einem bestimmten Gebiet durch riesige Naturkatastrophen ('Revolutionen') vernichtet wurden. [...] Um die überall zu beobachtenden markanten Veränderungen im Fossilbestand der Gesteine zu erklären, stellte Cuvier die Hypothese auf, dass die vernichteten Lebewesen nach jeder der Katastrophen von anderen (neu zugewanderten oder neu erschaffenen) Arten ersetzt worden seien." [12]

Auch Cuvier dachte in Bezug auf die von ihm postulierten 'Revolutionen' in der Erdgeschichte vor allem an kataklysmische Überschwemmungen, doch sein katastrophistisches Ideengebäude stellte gleich in mehrfacher Hinsicht einen rigorosen Bruch mit der biblischen Sintflut-Überlieferung und einer dogmatisch-christlichen Vergangenheitsforschung dar. [13] Zunächst einmal setzte er in der zeitgenössischen Wissenschaft mit Vehemenz die Ansicht durch, dass es in der Erdgeschichte keineswegs nur ein einzige große Flutkatastrophe gegeben habe, sondern dass 'Noahs Flut' bereits viele frühere Umwälzungen voraus gegangen seien. [14] "Tatsächlich hatte, wie es bei Wikipedia heißt, "schon der vielseitige englische Naturforscher Robert Hooke (1635–1703) nachweisen können, dass die zu beobachtenden mächtigen Fossilschichten auf keinen Fall innerhalb einer einzigen, nur 150 Tage andauernden Flut hatten abgelagert werden können." [15]

Abb. 4 Baron Georges Léopold Chrétien Frédéric Dagobert de Cuvier (1769- 1832)

Außerdem wich Cuvier von den Vorgaben des Alten Testaments und der christlichen Schöpfungslehre auch durch seine - durchaus irrige - Vorstellung ab, die Menschheit sei erst NACH der so genannten 'Sintflut' (also nach damaliger Auffassung erst vor etwa 6000 Jahren) entstanden. Zu dieser Auffassung war er aufgrund der Tatsache gelangt, dass zu seiner Zeit noch keine fossilen Überreste 'prädiluvialer' (vorsintflutlicher) Menschen entdeckt worden waren. Aus diesem Mangel an archäologischen Evidenzen in Form entsprechender Humanrelikte zog er dann seinen Fehlschluss - ein geradezu exemplarisches Malheur, aus dem moderne Paläo-Anthropologen und Archäologen offenbar nicht viel gelernt haben.

Erstaunlicher Weise waren es aber nicht die christlichen Kirchen, mit denen Cuvier aneinander geriet, sondern Verteter konkurrierender Lehrmeinungen innerhalb der Scientific community, wie z.B. der Zoologe Étienne Geoffroy Saint-Hilaire (1772-1844) von der Pariser Académie des sciences im so genannten Pariser Akademiestreit. Während Cuvier sich in diesem Gelehrtenstreit durchsetzen konnte, wurden seine Vorstellungen - und das Konzept des Katastrophismus als geologische Leitidee - ab etwa 1830 nach und nach durch ein neu aufkommendes, konkurrierendes Modell verdrängt, das Dr. Horst Friedrich plakativ, aber durchaus zutreffend, als letztlich "unwissenschaftliche, aber zeitbedingte Ideologie" charakterisiert, nämlich durch den so genannten, vor allem durch Charles Lyell (1797-1875) popularisierten, "Aktualismus".

Dazu schreibt Friedrich erläuternd: "Unter Aktualismus versteht man die Behauptung, dass auf unserem Planeten stets nur die vergleichsweise harmlosen Kräfte am Werk waren, wie wir sie heute beobachten. Dieser Paradigmenwechsel ist sehr lehrreich, demonstriert er doch überzeugend die Zeitbedingtheit der schulwissenschaftlichen Paradigmata (Lehrmeinungen, Dogmen)! Es ist wohl kaum ein Zufall, daß der Katastrophismus sich im Zeitalter der Französischen Revolution und der napoleonischen Umwälzung Europas durchsetzte, während er im nachfolgenden Zeitalter der Restauration und Repression vom >zahmen< Aktualismus verdrängt wurde, der auch dem viktorianischen Zeitalter viel sympathischer war. Lyell und seine >Doctrine of Uniformity< (= Aktualismus) waren für die Geologie eine Katastrophe! Eine pure - wissenschaftlich gänzlich haltlose! - Ideologie hatte die bis dahin wissenschaftlich-seriöse Geologie überwältigt. Von nun an mußte jeder Geologe, der publizieren wollte, seinen Kotau vor dieser Ideologie machen." [16]

Abb. 5 Der britische Geologe Joseph Prestwich (1812-1896) gehörte zu den letzten Vertretern des Katastrophismus in der Scientific community des späten 19. Jahrhunderts.

An der Schwelle zum 20. Jahrhundert wagten es dann auch nur noch einzelne, weit aus der Masse herausragende Forscher-Persönlichkeiten innerhalb und außerhalb des universitären Wissenschaftsbetriebs, sich gegen den aktualistischen Zeitgeist zu stellen, und katastrophistische Lösungen für erd- und menschheitsgeschichtliche Probleme zu präsentieren. Einer dieser Nonkonformisten war der britische Geologe Joseph Prestwich (1812-1896) (Abb. 5), "Für ihn war es", wie H. Friedrich erläutert, "eine bewiesene Tatsache, dass >am Ende der Eiszeit< große Teile Westeuropas von gewaltigen, kataklysmischen Flutwellen überrollt wurden, wobei das Land teilweise tektonische Hebungen und Absenkungen erlebte." [17]

Hervorzuheben ist auch das katastrophistische Werk Ignatius Donnellys (1831-1901), eines amerikanischen Juristen, Politikers und Privatgelehrten, welcher der Nachwelt als Autor des bekannten Werkes "Atlantis - the Antediluvian World" (1882) vor allem als 'Vater der Atlantisforschung' in Erinnerung geblieben ist. Kaum bekannt ist dagegen, dass Donnelly, der seit Jahrzehnten ungerechtfertigter Weise als "Pseudowissenschaftler" bekrittelt wird, 1983 ein weiteres, aus katastrophistischer Sicht höchst bedeutsames Werk [18] veröffentlichte, in dem er auf interdiziplinärer Grundlage und auf dem Erkenntnisstand seiner Zeit die kosmologische Kataklysmik Whistons und Rinaldo Carlis weiterentwickelte. Darin entwirft er ausführlich das primhistorische Modell einer hochentwickelten irdischen Urzeitkultur [19], die durch den Impakt eines Kometen ausgelöscht wurde, der auch die so genannte 'Eiszeit' verursacht habe.

Von solchen Ausnahmeerscheinungen abgesehen, war der Erkenntnis-Prozess durch die aktualistische Doktrin nun in vielen Bereichen der Geologie und Paläontologie (aber auch der Menschheits- und Zivilisationsgeschichtsforschung) nachhaltig blockiert. Dr. Eckhard Rohrmann formuliert dies folgendermaßen: "Von nun an wurde für lange Zeit jede Möglichkeit katastrophischer Einflüsse auf erdgeschichtliche Entwicklungen kategorisch ausgeschlossen. Der Katastrophismus galt als Ausdruck noch nicht restlos überwundener religiöser Dogmen, insofern Katastrophen auch religiös gedeutet werden konnten, z.B. als punktuelles Eingreifen göttlicher oder dämonischer Kräfte. In der Tat bildete der Katastrophismus für manche Naturwissenschaftler die Brücke zwischen ihrer religiösen Orientierung und ihren wissenschaftlichen Erkenntnissen [...]

Mit dieser Abkehr vom Katstrophismus allerdings entstand gewissermaßen ein neuer, antireligiös und streng naturwissenschaftlich gemeinter, letztlich aber ebenso erkenntnisbehindernder Dogmatismus, der allein allmähliche evolutionäre Übergänge für natur- und erdgeschichtliche Prozesse anerkannte. Die Kränkung des Menschen, nicht mehr die Krone der Schöpfung, sondern lediglich der Abkömmling eines prähistorischen Affen zu sein, wurde gewissermaßen dadurch kompensiert, dass für die Anthropogenese extrem lange Zeiträume angenommen wurden, so dass der Mensch nun gewissermaßen als die Krone, ja als das Ziel der Evolution erscheint." [20]

Es sollte mehr als sechzig lange Jahre dauern, bis sich - zunächst außerhalb des universitären Betriebs - eine fundamentale Wissenschafts-Opposition zu formieren begann, die dem Dogma des Aktualismus / Uniformitarismus den Kampf ansagte und schließlich geradezu den Charakter einer Bewegung annahm: der Neo-Katastrophismus.



Fortsetzung: Neo-Katastrophismus


Siehe auch:


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Quelle: Lyon Sprague de Camp, "Versunkene Kontinente - Von Atlantis, Lemuria u. anderen untergegangenen Zivilisationen", 1975, S. 158
  2. Anmerkung: Die Bezeichnung 'Paläontologie' wurde 1825 von dem französischen Zoologen und Anatomen Henri Marie Ducrotay de Blainville (1777-1850) eingeführt, und ersetzte allmählich die älteren Bezeichnungen Oryktologie (gr. oryktós – "ausgegraben") und Petrefaktenkunde (gr. Petrefakt "Versteinerung").
  3. Anmerkung von Horst Friedrich: Hierzu Augen öffnend von Livio C. Stecchini: "The Inconstant Heavens" [hier als PDF-File, 232,59 KB - oder als HTML-Fassung; d. Red.], in Alfred de Grazia (Ed.): "The Velikovsky Affair, London, 1966, S. 91-96"
  4. Anmerkung von Horst Friedrich: Whiston hatte also gewissermaßen, wenn auch nicht in den Details, das Sintflut-Buch der Tollmanns [siehe: "Und die Sintflut gab es doch: vom Mythos zur historischen Wahrheit", Droemer Knaur, 1993; d. Red.] schon vorweggenommen, worin ein Komet als Sintflut-Verursacher um -7553 postuliert wird.
  5. Quelle: Dr. Horst Friedrich, "Jahrhundertirrtum Eiszeit", EFODON (Edition Meson), 2. Auflage 2006, S. 50 (Hervorheb. durch die Red.)
  6. Siehe: Radlof, Johann Gottlieb: "Zertrümmerung der grossen Planeten Hesperus und Phaethon und die darauf folgenden Zerstörungen und Ueberflutungen auf der Erde; nebst neuen Aufschlüssen über die Mythensprache der alten Völker", G. Reimer, Berlin, 1823. --- Anmerkung: Im selben Jahr (1823) formulierte übrigens der britische Botaniker und Geologe John Stevens Henslow (1796-1861) in "The Annals of Philosophy" die Annahme, die Sintflut sei durch einen Kometen-Impakt verursacht worden.
  7. Quelle: Philip R. "Pib" Burns, Cathastrophism, unter: Annotated Bibliography for Catastrophism: Other Catastrophists
  8. Siehe dazu z.B. Immanuel Velikovsky, "Welten im Zusammenstoss", Julia White Publishing, 2005, S 108 ff.
  9. Siehe: Carli, Comte Giovanni Rinaldo. Lettres Americaines. Buisson, Paris: 1788
  10. Quelle: Philip R. "Pib" Burns: Cathastrophism, unter: Annotated Bibliography for Catastrophism: Other Catastrophists
  11. Quelle: Kalkriese.de, Stichwort: Katastrophismus
  12. Quelle: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, Stichwort: Katastrophismus
  13. Anmerkung: So heißt es z.B. bei Wikipedia über ihn: "Er war ein Kind der französischen Aufklärung, dogmatisch-theologische Thesen innerhalb der Naturwissenschaften wären ihm ein Gräuel gewesen. Die Legende, Cuvier habe nach jeder Katastrophe eine Neuschöpfung durch Gott postuliert, wurde von seinem Gegner Charles Lyell verbreitet; diese Behauptung lässt sich mit keiner der vielen Veröffentlichungen Cuviers belegen. Ebenso unhaltbar ist die Unterstellung, Cuvier habe noch an eine an biblischen Vorstellungen orientierte Dauer der Erdgeschichte geglaubt." (Quelle: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, Stichwort: Georges Cuvier)
  14. Anmerkung: So z.B. auch Johann G. Rhode, in: "Ueber den Anfang unserer Geschichte und die letzte Revolution der Erde, als wahrscheinliche Wirkung eines Kometen", Leipzig 1818
  15. Quelle: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, Stichwort: Katastrophismus (Stand: 13.09.09)
  16. Quelle: Horst Friedrich, op. cit., S. 50-51 (Hervorheb. durch die Red.)
  17. Siehe: Joseph Prestwich, "On the Evidences of a Submergence of Western Europe and the Mediterranean Coasts at the Close of the Glacial or so-called Post-Glacial Period, and Immediately Preceding the Neolithic or Recent Period", in: PHILOSOPHICAL TRANSACTIONS of the Royal Society, London 1893. (Quelle: Horst Friedrich, op. cit., S. 55)
  18. Siehe: Ignatius Donnelly, RAGNAROK: THE AGE OF FIRE AND GRAVEL, 1883
  19. Anmerkung: Die Vorstellung prädiluvialer Hochkulturen wurde keineswegs von Donnelly konzipiert, sondern bereits 1785 von dem französischen Astronomen und Katastrophisten Jean-Sylvain Bailly (1736-1793) vertreten. Siehe: Jean-Sylvain Bailly, "Lettres sur l'origine des sciences" (Par. 1777; deutsch, Leipz. 1778); sowie: ders., "Lettres sur l'Atlantide de Platon et sur l'ancienne histoire de l'Asie" (Lond. 1771; engl. 1801, 2 Bde.)
  20. Quelle: Eckhard Rohrmann, Mythen und Realitäten des anders-seins: Gesellschaftliche Konstruktionen seit der frühen Neuzeit, VS Verlag, 2007, S. 70 (Hervorheb. durch die Red.) --- Anmerkung von E. Rohrmann: In jüngerer Zeit scheint sich dagegen wieder die Auffassung durchzusetzen, dass der darwinsche Weg des graduellen Gleitens der Evolution immer wieder auch dramatisch unterbrochen, teilweise auch beschleunigt werde durch katastrophische Einflüsse... --- Red. Anmerkung: In diesem Sinne vergl. auch die evolutionsbiologische Definition von Katastrophismus bei Lit Lex: "Unter dem Begriff Katastrophismus versteht man in der Evolutionsbiologie die These, dass wichtige Entwicklungen und Änderungen auf evolutionärer Basis durch verschiedene Katastrophen (z.B. Vulkanausbrüche, Supervulkane, Meteoriteneinschläge, u.a.) ausgelöst und vorangetrieben wurden. Laut der These des Katastrophismus kommt es immer nach großen Katastrophen, denen meist ein Massensterben in der Tier- und Pflanzenwelt folgte, zu besonders schnellen Anpassungen an die veränderten Bedingungen im Zuge der Evolution." Quelle: Lit Lex, Stichwort: Katastrophismus

Bild-Quellen:

1) Dr. David C. Bossard, Library of 19th Century Science - The Golden Age of Geology
2) Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, Stichwort: William Whiston
3) Philip R. "Pib" Burns: Cathastrophism, unter: Title Page of Radlof's Book
4) Gene McCarthy, macroevolution.net, unter: Baron Georges Cuvier
5) Wikipedia - The Free Encyclopedia, Stichwort: Joseph Prestwich