Nanologie (Zwergenforschung)

Definition und Einführung

(red) Nicht zu verwechseln mit der eher scherzhaft ebenso bezeichneten Gartenzwergkunde [1] befasst sich die Nanologie - von Lat. "nanus" (Zwerg) und Altgr. "lógos" (Lehre) - als Spezialgebiet der Krypto-Anthropologie, der alternativen Ur- und Frühgechichtsforschung sowie anderer Bereiche grenzwissenschaftlicher Studien mit dem Phänomen menschlicher Zwerge oder Pygmäen usw. in Prähistorie, Protohistorie, geschichtlicher Zeit und Gegenwart.

In bewusstem Gegensatz zur konventionellen, universitären Forschung (Schulwissenschaft), für die 'zwergwüchsige' Menschen lediglich als pathologisches Phänomen in der Medizin, oder als Gegenstand universitärer Mythologie sowie akademischer Kultur- bzw. Literaturwissenschaft eine Rolle spielen, aber auch zur landläufigen populärwissenschaftlichen Heimatkunde [2] oder Ortsgeschichte [3], behandelt die Nanologie auch die Möglichkeit, dass:

Abb. 1 Wenn heute von 'Zwergen' die Rede ist, so stellt man sich darunter zumeist winzige Wichte mit Zipfelmützen, Knollennasen und langen Bärten vor, mithin Märchenfiguren, wie sie in den Geschichten vorkommen, die Eltern schon seit unzähligen Generationen ihren Kindern erzählen. Die Nanologie versucht, dieses kindertümliche Zwergenbild zu überwinden, und den (prä-)historischen Ursprüngen der Überlieferungen von den 'Kleinen Leute' auf die Spur zu kommen. (Bild: Meno Mühlig, 'Jagdprozession der Zwerge', vermutl. 1873)
  • ...es sich bei den Zwergen der europäischen sowie weltweiten Sagen und Legenden keineswegs um Märchenfiguren handelt, wie heute zumeist vorausgesetzt wird, sondern um mythisierte Vertreter realer Populationen (Völker, Ethnien, Stämme etc.).
Abb. 2 Die Nachzeichnung eines im späten 19. Jahrhundert in Paris montierten Zwergen-Skeletts, das abgesehen von einer gewissen Übergröße des Schädels durchaus wohlproportioniert erscheint. Solche Spezimina oder einzelne zwergenhafte Knochen in Museen und Sammlungen aufzuspüren, um sie zu katalogisieren und der Forschung wieder zugänglich zu machen, gehört zu den Aufgaben der Nanologie.
Freilich noch sehr spekulativ sind in diesem Zusammenhang auch krypto-technologische Überlegungen, die sagenhafte Berichte über unerklärliche Fähigkeiten (z.B. das Schmieden von 'Götterwaffen') und Errungenschaften (z.B. Tarnkappen) der Zwerge [8] mit jüngsten Erkenntnissen zur Natur uralter Erdställe in der Steiermark in Verbindung bringen. Diese durch die österreichischen Speläologien Heinrich und Ingrid Kusch et al. gewonnenen Erkenntnisse zur Konstruktion ältester Bereiche dieser unterirdischen Gangsysteme und Anlagen lassen inzwischen eine Diskussion darüber sinnvoll erscheinen, ob dabei Hochtechnologie unbekannter Natur und Herkunft zum Einsatz kam. [9]
Sofern 'Zwerge' auf diesem Weg tatsächlich mit derartiger Hochtechnologie in Zusammenhang zu bringen sein sollten, ließe sich die Entstehung der entsprechenden Sagen und Legenden im Rahmen des 3. sogenannten 'Clarkeschen Gesetzes' erklären: "Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden." Im Kontext solcher Überlegungen lässt sich die Nanologie schließlich in ihren Grenzbereichen auch als Spezialgebiet der Primhistorik und Paläo-SETI-Forschung verstehen.


Wissenschaftsgeschichtliche Einordnung

In wissenschaftsgeschichtlicher Hinsicht knüpft die Nanologie mit der Wiederentdeckung der Zwerge als vermutlich sehr reale prähistorische und geschichtliche Wesenheiten, die "ursprünglich von Trägern des Mythos und der Sage, im Volksaberglauben [sic!; die Red.] für wirklich gehalten, im Volksmärchen dann aber zwischen Realität und Erdichtung geraten" [10] sind, an frühe Einsichten von Gelehrten des 19. Jahrhunderts an - wie Johann Karl Christoph Nachtigal [11] und Jakob Grimm [12] in Deutschland, sowie Prof. Sven Nilsson (Abb. 3) [13] in Schweden. [14] Insbesondere aber greift sie die schon explizit als nanologisch zu bezeichnenden Studien auf, welche Anfang des 20. Jahrhunderts zur vermuteten vormaligen Existenz von Zwergvölkern in Europa und Amerika angestellt wurden. Zu nennen sind hier Forscher, wie Prof. Julius Kollmann (1834-1918) [15], Robert Grant Haliburton (1831–1901) [16], Dr. Theophil Studer (1845-1922) [17], Prof. Georg Thilenius (1868-1937) und D.G. Whitley [18], die vor allem in den ersten beiden Dekaden des 20. Jahrhunderts erstaunliche Entdeckungen machten und dazu publizierten.

Abb. 3 Professor Sven Nilsson (1787-1883) darf zu den frühen Pionieren heutiger Nanologie und Riesenforschung gezählt werden. Ähnlich vie vor ihm der deusche Philologe Jakob Grimm betrachtete er die alten Sagen und Legenden über Zwerge und Riesen keineswegs als 'Fabeleien', sondern als dunkle Erinnerungen an verdrängte Völkerschaften des urtümlichen Europa.

Auch wenn die - durchaus uneinheitlichen - anthropologischen Schlussfolgerungen dieser Gelehrten heute sicherlich nur noch von sehr begrenzter Relevanz sind, stellen ihre und zahlreiche andere, längst in Vergessenheit geratenen Funde zwergwüchsiger Human-Relikte und steinerner Miniatur-Werkzeuge noch immer wesentliche Ansatzpunkte der Nanologie dar.


Forschungsbereiche

Nachfolgend werden kurz zwei wichtige Forschungsbereiche oder -felder der Nanologie vorgestellt, wobei festzuhalten ist, dass sich diese Bereiche in der Praxis bisweilen überlappen und nicht rigoros voneinander abzugrenzen sind. [19]

1) Archäologie-Historik
Wie oben bereits festgestellt, wurden im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert zahlreiche Funde zwergenhafter Humanrelikte und Miniatur-Werkzeuge gemacht. Diese zum Teil schon damals nur wenig bekannt gewordenen Entdeckungen gerieten seither fast völlig in Vergessenheit, da die konventionelle universitäre Forschung (Schulwissenschaft) - ähnlich wie es auch im Bereich der vermuteten vorzeitlichen Riesen der Fall war - keinerlei Interesse an einer Weiterführung dieser Studien [20] zeigte.
Fakt ist, dass nie eine umfassende Übersicht über die damaligen Entdeckungen, ihre Dokumentationen und weiterführende Publikationen erstellt wurde, und dass der Verbleib des Fundgutes in den meisten Fällen ungeklärt ist. Dies bedeutet, dass gegenwärtig noch keine fundierte Grundlage für eine wissenschaftliche - notwendigerweise polydisziplinäre - Untersuchung oder Bewertung des Problemkeises 'Zwerge als krypto-anthropologisches Phänomen' existiert. Da nicht zu erwarten ist, dass die hierzu notwendinge Aufarbeitung seitens akademischer Fachwissenschaftler vorgenommen wird, stellt diese Arbeit eine der besonders wichtigen, grundlegenden Aufgaben der Nanologie dar, deren Bewältigung im Internet-Zeitalter vorzugsweise mittels crowd research ermöglicht werden kann.
2) Mythen- und Sagenforschung
Abb. 4 Phantasievolle Abbildung des sagenhaften Zwergenkönigs Alberich und seiner Schar mit einem gewaltigen Hort von Gold und Silber
Die systematische Erforschung der über Zwerge berichtenden Mythen und Sagen stellt einen weiteren wichtigen Gegenstand der Nanologie dar. Zugrunde liegt ihr ein euhemeristischen Verständnis derartiger Überlieferungen, d.h. es wird davon ausgangen, dass es sich bei ihnen nicht um schiere Erfindungen handelt, sondern um durch Ausschmückungen, Verzerrungen und andere Abwandlungen modifizierte Berichte aus alter und ältester Zeit, denen tatsächliche Sachverhalte und Ereignisse zugrunde liegen.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Bei der nanologischen Beschäftigung mit solchen Überlieferungen geht es durchaus nicht nur darum, aus ihnen Rückchlüsse auf die vormalige Existenz der vermuteten Zwergvölker zu ziehen. Vielmehr sollen zunächst die unterschiedlichen kultur- und zeitbedingten Hintergründe dieser Überlieferungen erfasst und diskutiert, typologisch unterscheidbare Formen der darin behandelten 'Zwerge' festgestellt sowie Gründe für die Persistenz der betreffenden Mythen und Sagen herausgefunden werden. Immerhin ist davon auszugehen, dass es über die Jahrtausende hinweg ganz unterschiedliche Vorbilder für die mythifizierten oder sagenhaft gewordenen Zwergenvölker und -gestalten gegeben hat.
Von nanologischem Interesse sind außerdem die Untersuchung der Beschreibungen bestimmter magischer oder krypto-technologischer Fähigkeiten sowie Gegenstände der Zwerge - z.B. Nebel- bzw. Tarnkappen oder -mäntel, "gefeite" Schuhe oder Stiefel (Siebenmeilenstiefel) usw. -, aber auch das 'Wechselbalg'-Motiv, und insbesondere die in nicht wenigen Sagen überlieferten Erklärungen für das Verschwinden der Zwerge aus der 'Welt der Menschen'.


Beiträge bei Atlantisforschung.de

  • Der 'Homo minusculus'-Hoax - Leider KEIN schlagender Beweis für die vormalige Existenz zwergenhafter Menschenwesen in Irland, sonder nur ein Gag! (red)


Externa

Historische Berichte zu Funden, Rezeption und Auswertung zwergenhafter Humanrelikte:

Materialien zur heutigen schulwissenschaftlichen Betrachtung von Zwergen/Pygmäen etc.


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Siehe zu dieser auch: Prisca Straub, "Gartenzwergkunde - Wissenschaft mit Zipfel", Stand: 12.02.2013, bei Br.de (abgerufen: 10. Oktober 2015)
  2. Siehe beispielsweise: Gesellschaft für Heimatkunde im Westerwald - Verein e.V., "Geotope im Westerwald", unter: "Das Pfaffenmal"; sowie: Fritz Nussbaum, "Grundzüge einer Heimatkunde von Guttannen im Haslital (Berner Oberland) - Teil 12" (online als PDF-Datei)
  3. Siehe z.B.: Weyer-Eifel.de, unter: "Unterirdischer Zwergengang" und "Die Flucht der Zwerge"
  4. Anmerkung: Zur Definition des Begriffs Zwergvölker (Pygmäen) ist, die Nanologie betreffend, festzustellen, dass er bewusst als allgemein gehaltener Oberbegriff ohne weitere anthropologische oder ethnologische Spezifikationen zu verwenden ist, und sich ausschließlich auf die Körpergröße der betreffenden Populationen bezieht: "Unter Zwergvölkern versteht man solche, die in der Durchschnittsgröße ihrer Individuen unter 150 Zentimeter bleiben." (Quelle: Eberhart Dennert, "Das geistige Erwachen des Urmenschen", Weimar, 1929, S. 414; Reprint 2015)
  5. Siehe z.B.: o.A., Pygmäen bewohnten einst Europa (The Watchman and Southron, 11. April 1900); sowie: o.A., "DWARFS AND PYGMIES - SKELETON OF LITTLE PEOPLE FOUND IN NECROPOLI - Races of Diminutive Men Met With in Asia and Africa - Popular Myths Based on Fact.", 1. Januar 1904, in Evening Star (Washington D.C.), S. 8
  6. Siehe z.B. umfänglich einführend: Bernhard Beier, "Zwerge und Pygmäen in Nordamerika (I) - Die 'Kleinen Leute' in Sagen und Legenden der Indianer (2014); sowie: Derselbe, "Zwerge und Pygmäen in Nordamerika (II) - Archäologie-historische Hinweise auf die 'Kleinen Leute'" (2014)
  7. Siehe z.B.: Keith Windschuttle und Tim Gillin, "The extinction of the Australian pygmies", 1. Juni 2002, bei: QUADRANT ONLINE; und: Peter Michael, "Pygmy elder faces eviction", 25. Aug. 2007, bei The Courier Mail; sowie: Peter McAllister, "The 'short mob' goes back a long way", 15. Jan. 2011, bei THE AUSTRALIAN (alle abgerufen: 21. Okt. 2015)
  8. Anmerkung: Zu diesen Charakteristika der Zwerge siehe: Jonas Balys, "Götter und Mythen im Alten Europa, Band 1" Klett-Cotta, 1973, S. 97
  9. Siehe dazu in Buchform: Heinrich und Ingrid Kusch, "Tore zur Unterwelt: das Geheimnis der unterirdischen Gänge aus uralter Zeit ...", Verlag F. Sammler, 2009 - und: Dieselben, "Versiegelte Unterwelt: Das Geheimnis der Jahrtausende alten Gänge...", Verlag F. Sammler, 2014; sowie einführend bei Atlantisforschung.de: "Höhlenkundler Dr. Heinrich Kusch im Gespräch mit grenzwissenschaft-aktuell - Faszinierende Einblicke in die Ergebnisse seiner Erforschung der unterirdischen Erdgänge und Erdställe im Alpenraum" (September 2015)
  10. Quelle: Inge Schemm und Petra Krippner, "Von den Zwergen", bei: DAS SPHÄRENTOR (abgerufen: 20. Okt. 2015)
  11. Siehe: Johann Karl Christoph Nachtigal (Otmar), "Ueber die Hühnen- und Zwerg-Sagen", in: Volcks-Sagen, Bremen, 1800 (1. Aufl.), S. 313-358
  12. Siehe: Jakob Grimm, "Deutsche Mythologie", Dieterichsche Buchhandlung, 1835
  13. Siehe online: Sven Nilsson, "Die Ureinwohner des skandinavischen Nordens", Hamburg 1868; sowie bei Internet Archive.org die Englischsprachige Fassung: Sven Nilsson, "The primitive inhabitants of Scandinavia, during the stone age", 3. Aufl., London 1886, Kap VI "DWARFS, GIANTS, GOBLINS, ETC." (S. 207ff.)
  14. Anmerkung: Sowohl Nachtigal und Grimm als auch Nilsson deuteten die uralten Überlieferungen zu 'Riesen, Zwergen & Co' quasi euhemeristisch als vage Erinnerungen an verdrängte Völkerschaften Europas, freilich ohne in diesen bereits Riesen- oder Zwergvölker zu erkennen.
  15. Siehe bei Internet Archive.org online: Julius Kollmann, "Das Schweizerbild bei Schaffhausen und Pygmäen in Europa", Zeitschrift für Ethnologie, 1894
  16. Siehe von H.G. Haliburton bei Internet Archive.org online: "How a race of pygmies was found in North Africa and Spain; with comments of Professors Virchow, Sayce and Starr; and papers on other subjects", Toronto (?), 1897
  17. Siehe: Dr. Theophil Studer und Dr. E. Bannwarth, "Crania Helvetica antiqua", Atlas mit 117 Lichtdrucktafeln, Leipzig 1894
  18. Siehe: D.G. Whitley, "Footprints of vanished races in Cornwall - palaeolithic men, pigmies, dolmen builders, and the Ivernains or Iberians", in: Journal der Royal Institution of Cornwall, 1902
  19. Anmerkung: Zum Beispiel liegt eine Verbindung von archäologie-historischen Ansätzen mit Sagen- und Mythenforschung nahe, wenn es um die Untersuchung möglicher Verbreitungsgebiete prä- und protohistorischer Populationen innerhalb kontinentaler Großräume (speziell in Europa und Amerika) geht.
  20. Anmerkung: hier beispielsweise eine fragmentarische Zusammenstellung einiger Materialien zu 'neolithischen Pygmäen' in Europa aus dem Jahr 1923::
    Neolithische Pygmäen in Europa - Literatur.jpg
    Quelle: Ernst Finkbeiner, "Die Kretinische Entartung: Nach Anthropologischer Methode", Berlin, 1923 (Reprint: Springer, 2013), S. 429 (Literaturverzeichnis)

Bild-Quellen:

1) Bild-Archiv Atlantisforschung.de
2) Andreas Praefcke bei Wikimedia Commons, unter: File:Meno Mühlig Jagdprozession der Zwerge.jpg
3) Mr Bullitt~commonswiki bei Wikimedia Commons, unter: File:Sven Nilsson (1787-1883).jpg
4) Jappalang bei Wikimedia Commons, unter: File:Rhinegold and the Valkyries p 044.jpg