Andrew Tomas

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Forscher- und Autorenportrait

Abb. 1 Andrew Tomas (1906-2001) Seine Bücher wurden in zirka sechzig verschiedenen Sprachen veröffentlicht.

(bb) Der Buchautor, Forscher und Freimaurer Andrew Tomas (Abb. 1) (1906-2001) war - ähnlich wie sein Zeitgenosse Charles Berlitz - von den Rätseln dieser Welt und des Universums fasziniert, und neben der UFO-Forschung, in deren Bereich er sich über lange Jahre hinweg leidenschaftlich engagierte, galt sein Interesse vor allem den Geheimnissen der menschlichen Vergangenheit und zivilisations-geschichtlichen Fragen - und hier nicht zuletzt dem Atlantis-Problem.

Andrew Tomas, der am 23. Juni 1906 in St. Petersburg (im damals noch zaristischen Russland) geboren wurde, übersiedelte 1911 mit seiner Familie ins finnische Helsinki, wo sein Vater kurzzeitig als Zivil-Ingenieur für das Armee- und Marine-Ministerium arbeitete. Doch schon 1912 zog die Familie weiter ins russische Wladiwostok, und von dort aus, 1922-23, nach Harbin in der Mandschurei, wo Tomas zunächst eine englische methodistische Missionars-Schule besuchte, auf der er Englisch und das Schreiben auf der Schreibmaschine lernte.

1924, nachdem Andrew die Oberschule abgeschlossen hatte, zog die Familie Tomas nach Shanghai in China, wo er die folgenden 21 Jahre verbrachte, bis es ihn 1948 nach Australien zog. Dort nahm er die australische Staatsbürgerschaft an und war zunächst als Buchhalter tätig. Dann aber wurde ihm in Sydney die Position eines offiziellen Beobachters für das Australian Flying Saucer Bureau (AFSB) übertragen, nachdem er dessen Gründer, Edgar Jarrold, kennen gelernt hatte.

Nachdem er der AFSB beigetreten war, begann Andrew Tomas nun auch zu schreiben. So verfasste er beispielsweise einen Entwurf für einen "planetaren Pakt", den er als "ein internationales Abkommen für einen planetaren Pool natürlicher Ressourcen, Produktionsmittel, Arbeitskräfte und wissenschaftlichen Genius" beschrieb. Tomas befürwortete "eine planetare Regierung für das Weltraumzeitalter", denn es sei einfacher, Weltraumprojekte voranzutreiben, wenn erst einmal "eine planetare Regierung zur Kontrolle der Ressourcen, zusammengelegt von allen Ländern" gebe, um "dann zu versuchen Kontakte mit anderen Planeten aufzunehmen und vorbereitet zu sein, auf einigen von ihnen Leben vorzufinden."

Abb. 2 Das Cover der, 1971 erschienenen, deutschsprachigen Ausgabe von Tomas´ erstem Buch zum Thema 'Atlantis' und zur Primhistorie der Menschheit.

Nach der Gründung des UFO Investigation Centre (UFOIC) im Jahr 1956 gab Tomas Fachzeitschriften wie das 'UFOIC magazine', das 'UFO Bulletin' und später (bis 1965) die 'Australian Flying Saucer Review' heraus. In diesem Jahr nahm er auch als Delegierter für NSW an der nationalen "Ballarat UFO conference" teil, wo er betonte, "...das ein Kontakt zwischen planetaren Zivilisationen [der irdischen und anderen; bb] die größte Herausforderung aller Zeiten werden könne".

Mitte der 1950er Jahre hatte Andrew Tomas, der - neben Englisch - fließend Französisch und Russisch sowie ein wenig Italienisch sprach, auch mit einer regen Reisetätigkeit begonnen. So besuchte er 1956 zum ersten mal Indien, das er vom Süden bis zum Himalaya durchquerte. 1966 folgte eine weitere Indien-Reise, und nebenbei besuchte er in diesem Jahr auch Ägypten, England und Frankreich. Danach übersiedelte er für eine Weile nach London, von wo aus es ihn nach Portugal, Italien und Jugoslawien zog, wo er 'unter südlicher Sonne' an den Manuskripten für seine frühen Bücher arbeitete.

Seine erste bedeutende Buchveröffentlichung [1] erschien im Jahr 1969 in Frankreich, und - das mag diejenigen von Tomas´ Zeitgenossen, die ihn als profilierten UFOlogen kannten, erstaunt haben - nicht mit dem modernen UFO-Phänomen. Es war auch im eigentlichen Sinne kein Werk zur Paläo-SETI-Problematik, wie wir heute sagen würden; vielmehr befasste Tomas sich darin erstmals mit dem Atlantis-Problem. In diesem Buch [2], das 1971 auch unter dem Titel "Das Geheimnis der Atlantiden" (Abb. 2) in Deutschland veröffentlicht wurde, hatte sich der Verfasser nach eigenen Angaben "das Ziel gesetzt, die Aufmerksamkeit wissenschaftlicher Kreise sowie des großen Publikums auf die großen Welträtsel zu lenken. [...] In unserer Epoche, in der die Fortschritte der Wissenschaft alles bisher Dagewesene weit übertreffen, scheint es an der Zeit, zur Erforschung bestimmter unbekannter Gebiete zu schreiten, auf denen ungeahnte Offenbarungen unserer harren." [3]

Mit diesen "Welträtsel[n]" und "unbekannte[n] Gebiete[n]", welchen Tomas sich dort zum ersten mal widmete, meinte der Autor die putativen Relikte einer vergessenen Primhistorie, die er als deutliche Hinweise auf die vormalige Existenz einer - auch technologisch - sehr hoch entwickelten Zivilisation betrachtete: Atlantis. Damit stellte er - vor einem katastrophistischen Hintergrund - bewusst die herrschende, schulwissenschaftliche Vorstellung einer linearen Menschheits- und Zivilisations-Entwicklung in Frage, wozu er vorsichtig erklärte: "Wir wissen alle, daß der Fortschritt der Menschheit das Ergebnis einer langsamen Evolution ist. Es könnte aber sein, daß die in den ersten Etappen des gegenwärtigen Zyklus vollbrachten wissenschaftlichen Leistungen zum Teil nichts anderes waren als das Produkt früher erworbener Kenntnisse, die von den Überlebenden der Weltkatastrophe an die späteren Generationen weitergegeben wurde.

Abb. 3 Das Cover der Taschenbuch-Ausgabe von "We are not the first" aus dem Jahr 1976

Dieses Erbe von Atlantis umfasst nicht sämtliche wissenschaftlichen Errungenschaften der Antike. Der Aufstieg aus der Periode der Barbarei, die nach der Katastrophe eintrat, bis zu den Höhen der ägyptischen und sumerischen Kultur war die Frucht eines natürlichen Wachstums. Doch während gewisse Entdeckungen des primitiven Menschen folgerichtige Etappen auf dem Weg des intellektuellen Fortschritts darstellen, könnten andere bloße Wiederentdeckungen gewesen sein, die durch Berichte über das goldene Zeitalter mit allen seinen Wundern angeregt wurden. es ist schwer, eine feste Grenze zwischen den Errungenschaften der menschlichen Intelligenz einerseits und dem Erbe einer prähistorischen Kultur andererseits zu ziehen. Eines ist sicher: Manche wissenschaftlichen Leistungen des prähistorischen Menschen können nicht als seine eigenen Geistesschöpfungen betrachtet werden, da die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse seiner Zeit dafür nicht reif waren." [4]

Auch sein zweites, und vermutlich bekanntestes, Werk, "We are not the first: riddles of ancient science" (1971) (Abb. 3), beschäftigte sich eingehend mit der Frage, wie entwickelt das Wissen - und die Wissenschaft - der Menschheit in mehr oder weniger ferner Vergangenheit tatsächlich waren, und wo ihre eigentlichen Ursprünge bzw. Ideengeber zu suchen sind.

So widmete Andrew Tomas dort z.B. ein ganzes Kapitel dem Thema der Nutzung von "Elektrizität in ferner Vergangenheit". [5] Dazu heißt es bei David Hatcher Childress: "Tomas zufolge haben klassische Autoren in ihren Werken viele Feststellungen zur Realität 'ewiger Lampen' getroffen. Bei einigen dieser ununterbrochen leuchtenden Lampen könnten altertümliche elektrische Maschinen unterschiedlicher Bauart zum Einsatz gekommen sein. Tomas erwähnt, dass Lucian (120-180 n. Chr.), der griechische Satiriker, einen detaillierten Bericht über seine Reisen hinterließ. In Hierapolis, Syrien, sah er ein leuchtendes Juwel in der Stirn [eines Abbildes] der Göttin Hera, welches bei nacht den ganzen Tempel hell erleuchtete.

Ein im nicht weit entfernten Baalbek befindlicher römischer Jupiter-Tempel soll, wie es heißt, von schimmernden Steinen erleuchtet worden sein. Eine bewundernswerte goldene Lampe im Tempel der Minerva, die angeblich ein ganzes Jahr lang ununterbrochen geleuchtet haben soll, wurde vom Historiker Pausanias im zweiten Jahrhundert n. Chr. beschrieben. St. Augustinus (354-430) schrieb über eine, in einem Isis-Tempel gefundene, Ewige Lampe, welche weder Wind noch Regen zu löschen vermochten. Tomas berichtet, dass, als die Grabstätte des Pallas, Sohn des Evander, den Vergil in seiner Aeneis verewigt hat, 1401 in der Nähe von Rom geöffnet wurde, die Gruft illuminiert von einer Ewigen Lampe vorgefunden wurde, welche offenbar seit Jahrhunderten geleuchtet hatte." [6]

Abb. 4 Wie schon vor ihm Otto Muck, betrachtete auch A. Tomas Atlantis als Sperrinsel, die einstmals den Golfstrom davon abhielt, Nordwest-Europa und auch Nordamerika zu erwärmen.

Neben weiteren krypto-technologischen Problemen, wie "The Forgotten Art of Goldmaking" (Alchemie, Kap. 5), "The Zodiac and the Music of the Spheres" (Astronomie/Astrophysik, Kap. 9), "Did the Ancients master Gravitation?" (Physik, Kap. 14), "Prehistoric Aircraft" (Luftfahrt, Kap. 15) und "They conquered Space long before we did" (Raumfahrt, Kap. 16) sowie der Frage, ob es bereits in der Antike Kenntnisse über Länder und Völker jenseits des Atlantik gegeben habe, sprach Tomas in "We are not the first" auch erneut kurz das Atlantis-Problem an. [7] Dabei präsentierte er Atlantis, ganz wie es schon Jahre zuvor Otto Muck getan hatte (dessen Arbeit Tomas freilich mit keinem Wort erwähnt), quasi als eine, den Golfstrom ablenkende, 'Sperrinsel X' (Abb. 4), wozu er schrieb: "Indem es den Golfstrom abblockte, könnte Atlantis die Ursache für die jüngste Eiszeit in Europa und Amerika gewesen sein. [...] Das Versinken von Atlantis vor (nach Plato) 12.000 Jahren könnte die Eiszeit beendet haben, indem es dem warmen Golfstrom erlaubte, nach Norden vorzudringen und für Europa zu einer >Zentralheizung< zu werden." [8]

Erneut zum Haupttema wurde Atlantis dann in A. Tomas´ 1972 erstveröffentlichtem Werk "Atlantis: from legend to discovery". (Abb. 5) In diesem Buch [9] kombinierte der Autor seine - aus atlantologischem Blickwinkel durchaus konservative - Variation der 'klassischen' Atlantis-Hypothese (Atlantis als vor mehr als 10.000 Jahren im Atlantik versunkenen Großinsel) mit seinen, für damalige Verhältnisse geradezu 'umstürzlerischen' Vorstellungen zu weit prähistorischer Hoch-Technologie, wobei er zu beiden Bereichen interessantes Material aus der Prähistorie seiner (sofern man bei einem 'globetrottenden' Weltbürger wie ihm diesen Ausdruck gebrauchen kann) "Wahlheimat" Australien sowie aus dem fernöstlichen Kulturkreis mit einbrachte, das er u.a. auf seinen Reisen durch Indien kennen gelernt hatte.

Abb. 5 Das von dem Künstler Geoff Taylor erstellte Cover von A. Tomas atlantologischem Hauptwerk

So ähnelt beispielsweise sein diffusionistisches Konzept zur Verbreitung atlantidischen Kulturgutes im atlantischen Großraum [10] durchaus dem früherer Autoren, wie Lewis Spence, Alexander Braghine und Robert B. Stacy-Judd, wobei Tomas - z.B. in deutlichem Kontrast zu den Arbeiten Braghines - auch die Existenz anderer primhistorischer Hochkulturen ins Kalkül zog. Außerdem - und dies unterscheidet ihn deutlich vom 'atlantologischen Mainstream' - war Andrew Tomas als passionierter UFO-Forscher und überzeugter Anhänger der Annahme anderer intelligenter Lebensformen im Kosmos auch dazu bereit, außerirdische Einflüsse auf die Entwicklung früherer Kulturen in sein Konzept der Primhistorie mit einzubeziehen.

Solche außerirdischen Einflüsse betrachtete er als Freimaurer [11] durchaus auch unter religiösen bzw. metaphysischen Gesichtspunkten. So war er überzeugt davon, "dass ein Krieg zweier Welten stattfinde, und dass terrestrische und kosmische Mächte in Schlachtordnung gebracht seien." [12] Und in einem Brief an seinen amerikanischen Forscher-Kollegen Gray Barker hatte er schon 1956 erklärt: "[Fliegende] Untertassen sind im Osten schon seit Jahrtausenden bekannt. Ihr gegenwärtiges, massenhaftes Erscheinen ist schon vor langer, langer Zeit vorausgesagt worden. Sie sind lediglich eine Auswirkung, und keine Ursache; die Ursache ist der große Kampf zwischen den Kräften des Guten, der Kultur, der Erleuchtung - und des Bösen, des Hasses und der Dunkelheit." [13]

Um der Wahrheit die Ehre zu geben, sei jedoch ausdrücklich festgestellt, dass derartige Überlegungen in Andrew Tomas´, streng grenzwissenschaftlich gehaltenem "Atlantis: from legend to discovery" keinerlei Rolle spielen, und dass er dort auch die Frage extraterrestrischer Interventionen - verglichen etwa mit den Büchern von Robert Charroux und erst recht mit jenen Erich von Dänikens, der (damals!) buchstäblich jedes ungewöhnliche Steinchen mit dem Wirken außerirdischer Besucher in Verbindung brachte - mit einer erstaunlichen Zurückhaltung ansprach. Stattdessen legte Tomas seinen argumentativen Schwerpunkt auf den allgemeinen Nachweis des Vorhandenseins weit prähistorischer Hochkultur [14], oder wie wir heute auf 'Neudeutsch' sagen würden, von 'Ice Age civilizations'.

Es sollte festgehalten werden, dass zum argumentativen Arsenal in diesem Buch von Andrew Tomas vor allem Indizien aus dem Bereich der euhemeristischen Mythologie und krypto-archäologische Evidenzen aus aller Welt gehören. Aus atlantologie-historischer Sicht bedeutsam erscheint zudem die Tatsache, dass der Russisch sprechende Tomas in dieses Buch auch Erkenntnisse von Atlantisforschern aus der damaligen Sowjetunion (z.B. Ekaterina F. Hagemeister, Estland) und dem so genannten 'Ostblock' (z.B. Ludwik Zajdler, Polen) einfließen ließ.

Abb. 6 Mit diesem Buch legte Andrew Tomas ein Potpourri aus Esoterik und Grenzwissenschaft vor.

Im Jahr 1974 erschien Tomas´ nächstes Buch, "Beyond the time Barrier", ein höchst 'zeitgeistiges', New-Age-lastiges Werk, über dessen Inhalt es im Klappentext (Cover-Rückseite) heißt: "In seinem neuen Buch wendet der Autor von We Are Not The First und Atlantis seine Aufmerksamkeit der Natur und den Mysterien der Zeit zu. Zeit, so argumentiert er, ist keine Abstraktion: das 'Gestern' und das 'Morgen' sind so real wie das 'Heute'. Um seine These zu illustrieren, führt er eine Anzahl temporaler Anomalien an, und wirft einige höchst provokative Fragen auf.

Ist es wahr, dass Astronauten in einer interstellaren Rakete geradewegs in die Zukunft reisen werden? Wie kommt es, dass, als ein leerer Parkplatz mit einer speziellen Infrarot-Kamera fotographiert wurde, der entwickelte Film Autos zeigte, die sich vorher dort befunden hatten, und dass demnach die Vergangenheit fotographiert wurde? Haben die Weisen des Alten Ägypten eine kodierte Voraussage aller künftigen Ereignisse zwischen 100 v. Chr. bis 2100 n. Chr. hinterlassen?

Wie haben in modernen Zeiten Propheten von Nostradamus bis hin zu Jeane Dixon künfrige Ereignisse mit so frappierender Genauigkeit voraussagen können? Kann die Zeitbarriere durchbrochen werden? Ist temporale Television wissenschaftlich möglich? Diese und viele andere gleichermaßen faszinierende Probleme werden in diesem Buch beantwortet, das auf jener dünnen Grenzlinie verfasst wurde, welche Wissenschaft von Science Fiction trennt, oder Fakten von Fantasie." [15]

Tatsächlich deutet der Verlagstext jedoch eher an, dass es sich bei "Beyond the time Barrier" um eine auf den damaligen Massengeschmack zugeschnittene, umsatzorientierte Auftragsarbeit handelte, bei der Wissenschaft, Grenzwissenschaft und Esoterik kräftig durcheinander gemischt wurden. Vermutlich im selben Jahr [16] erschien denn mit "On the shores of endless worlds: the search for cosmic life" gleich auch ein weiteres Buch aus Andrew Tomas´ Feder, das sich an seinen Kernkompetenzen orientierte und mit jenem Thema befasste, das ihn, neben primhistorischen Fragen auch zu dieser Zeit vermutlich noch am meisten beschäftigte: die Suche nach intelligentem, außerirdischem Leben. [17]

Ein Jahr später (1975) begegnete er auf einer Konferenz in Zürich seiner späteren Ehefrau Heather (die beiden heirateten im dänischen Kopenhagen), mit der er 1976 nach Frankfurt am Main zog, wo er eine Zeit lang für die US-Army arbeitete. Dies hinderte ihn allerdings nicht daran, im selben Jahr seine dritte Indien-Reise zu unternehmen, auf der er ein privates Treffen mit dem Dalai Lama hatte, und die er zu Studien und Recherchen für sein gerade in Arbeit befindliches Buch "Shambhala: Oasis of Light" nutzte.

Abb. 7 A. Tomas´ Buch über Shambhala war vermutlich nicht zuletzt durch Nicholas Roerichs Reiseberichte inspiriert.

Für Tomas, der ohnehin stark von fernöstlicher Philosophie und Spiritualität beeinflusst war, bedeutete die Beschäftigung mit dem Thema 'Shambala' in gewisser Weise vermutlich auch ein 'back to the roots', denn bereits im Jahr 1935, während seiner Zeit in Shanghai, hatte er dort seinen russischen Landsmann und spirituellen Mentor, den Mystiker und Forschungsreisenden Nicholas Roerich (1874-1947), kennengelernt. Mit einiger Sicherheit ist es nicht zuletzt Roerich gewesen, der Tomas leidenschaftliches Interesse an UFOs und den Geheimnissen der menschlichen Zivilisations-Geschichte geweckt hat. [18]

Doch kommen wir zurück zu Andrew Tomas´ weiterem Lebensweg. Schon 1977 war auch sein residentielles 'Intermezzo' in Deutschland beendet, und das Ehepaar Tomas zog weiter in die USA, um sich dort im kalifornischen Chico niederzulassen, wo Andrew am Chico State College seine Forschungen fortsetzte. [19] Kaum dort angekommen, zog es Tomas jedoch schon wieder in die Ferne, und er und seine Frau unternahmen noch im selben Jahr eine einmonatige Studienreise nach Südamerika, wo sie archäologische Fundstätten in Brasilien, Bolivien and Peru besuchten.

Über Andrew Tomas´ Leben in den 1980er und 1990er Jahren bis zu seinem Tod (2001) ist praktisch nichts bekannt. Jedenfalls scheint er seinen publizistischen Zenit spätestens mit seinem, in esoterische Sphären abdriftenden, Buch "Shambhala: Oasis of Light" von 1977 überschritten zu haben. das seinem, eher grenzwissenschaftlich orientierten, Stammpublikum offenbar nicht mehr viel zu bieten hatte. Dem Verfasser ist jedenfalls lediglich bekannt, dass im Jahr 1983 noch ein weiteres Buch von Tomas mit dem Titel "Mirage of the Ages: A Critique of Christianity" erschien, mit dem er jedoch nicht einmal ansatzweise an seine erfolgreichen Publikationen der früher 1970er Jahre anknüpfen konnte. Das gleiche gilt auch für seine, 1999 (auch?) in deutscher Sprache veröffentlichten Hommage an sein großes Vorbild, "Nikolaus Roerich: Künstler und Lehrer".

Andrew Tomas´ Verdienste um die UFO-Forschung mögen andere beurteilen, die berufener sind, sich zu diesem Thema zu äußern. Ein dauerhaftes Denkmal gesetzt hat sich dieser weltäufige, in vielen seiner Ansichten dem geistigen Horizont seiner Zeitgenossen weit vorauseilende, Mann nach Meinung des Verfassers jedenfalls mit seinen Werken aus den frühen 1970er Jahren, mit denen Tomas zum Entstehen einer alternativen Betrachtungsweise menschlicher Zivilisationsgeschichte beigetragen, und sich - neben Brad Steiger, Robert Charroux, Charles H. Hapgood und Marcel F. Homet - als Forschungs-Pionier auf dem Gebiet der Primhistorik bleibende Meriten erworben hat.


Literatur von Andrew Tomas


Anmerkungen und Quellen

Verwendetes Material:

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Anmerkung: Bereits 1956 hatte Tomas ein Buch unter dem Titel "Signs, stars and seers: an experiment in historical prediction" veröffentlicht, das jedoch weitgehend unbeachtet blieb.
  2. Siehe: Andrew Tomas, "Les secrets de l'Atlantide", Paris (Robert Laffont), 1969
  3. Quelle: Andrew Tomas, "Das Geheimnis der Atlantiden", Hans E. Günther Verlag, 1971, Vorwort
  4. Quelle: Andrew Tomas, op. cit. (1971), S. 79
  5. Vergleiche zu diesem Thema bei Atlantisforschung.de auch den Beitrag: "Elektrizität in der Antike" (bb)
  6. Quelle: David Hatcher Childress, "Lost cities of Atlantis, ancient Europe & the Mediterranean", Adventures Unlimited Press, 1996, S. 20
  7. Siehe: Andrew Tomas, "We are not the first: riddles of ancient science", Kapitel 12: "Maps, Manuscripts and Marvels", Sphere Books, 1976, S. 111-120
  8. Quelle: Andrew Tomas, op. cit. (Ausg. 1976), S. 115 (Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  9. Red. Anmerkung: Titel der US-amerikanischen Ausgabe: The home of the Gods: Atlantis from legend to discovery, Berkeley, 1972
  10. Man beachte dazu etwa den Klappentext des Buches, wo es heißt: "Warum erwarteten die Azteken beständig Besuche höchster Herrscher von einer Insel im Osten? Warum glaubten die Alten Ägypter, dass ihr Kulturbringer, Thoth, aus einem Land im westlichen Meer gekommen sei? Andrew Tomas legt nahe, dass dieses Land im Osten von Mexico und im Westen Ägyptens Plato's Atlantis gewesen sei, das von den Mittelamerikanern Aztlán genannt wurde." (Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  11. Anmerkung d. A.: Nach Bill Chalker ("ANDREW TOMAS - Australian UFO pioneer (1906-2001)") war Andrew Tomas ein Mitglied des 32. Grades und ein 'past master' der 'Shanghai Masonic Lodge 1948' sowie Offizier des Schottischen Ritus. Mit seiner Übersiedlung nach Australien übertrug er auch seine Freimaurer-Mitgliedschaft dorthin.
  12. Quelle: Andrew Tomas, zit. nach: Bill Chalker, "ANDREW TOMAS - Australian UFO pioneer (1906-2001)" (Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  13. Quelle: Andrew Tomas, zit. nach: Bill Chalker, op. cit. (Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  14. Anmerkung d. A.: Siehe als diesbezügliches 'Credo' etwa den Klappentext von Atlantis: from legend to discovery (Ausg. Sphere Books, 1973): "Im Altertum kann man Evidenzen für fortschrittliche wissenschaftliche Konzepte finden. Ihr Vorhandensein kann mit einem Erbe einer hoch-technologischen Zivilisation erklärt werden, welche spurlos verschwand, um nur noch in den Erinnerungen [orig.: "folk-memory"] aller Völker weiter zu leben." (Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  15. Quelle: Andrew Tomas, "Beyond the time Barrier" (Cover-Rückseite), Sphere Books Ltd, 1974 (britische Erstveröffentlichung; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  16. Anmerkung d. A.: Dem Verfasser ist derzeit jedenfalls keine frühere Ausgabe bekannt!
  17. Anmerkung d. A.: Interessanter Weise scheint Tomas´ britischer 'Stammverlag', Sphere Books Ltd kein Interesse an diesem Buch gezeigt zu haben, denn es erschien in Großbritannien 1974 lediglich bei einem "Kleinverlag" (Souvenir Press Ltd), während es in den USA bei dem traditionsreichen Verlagshaus G. P. Putnam's Sons publiziert wurde.
  18. Anmerkung: Mit einiger Sicherheit kannte Andrew Tomas jedenfalls Roerichs, 1930 erschienenes, Werk "Shambhala", und wusste von einer UFO-Sichtung durch seinen Mentor im August 1927 in Nordchina. Siehe dazu: Bill Chalker, THE 1927 PROPHECY, Di. 27. Nov. 2007, bei: UFO HISTORY KEYS - An examination of UFO history with a focus on the land down under and the region from the author of "The OZ Files - the Australian UFO Story"
  19. Anmerkung d. A.: Es ist allerdings nicht klar, ob diese Forschungen im Auftrag oder mit direkter Unterstützung des Universitäts-Colleges erfolgten. Bei Bill Chalker heißt es dazu lediglich: "The move to Chico was influenced by Chico State College and being able to do research in its library."

Bild-Quellen:

1) Tony O’Connell, Atlantipedia.ie, unter: Tomas, Andrew, 12. Juni, 2010
2) Bildarchiv Atlantisforschung.de
3) Bildarchiv Atlantisforschung.de
4) Andrew Tomas, "We are not the first: Was the lost knowledge of the Ancients more potent than modern science?" (Taschenbuch-Ausgabe von 1976), S. 115
5) ...By Its Cover, unter: Andrew Tomas; Cover-Art: Geoff Taylor
6) ebd.
7) Bill Chalker, THE 1927 PROPHECY, Di. 27. Nov. 2007, bei: UFO HISTORY KEYS - An examination of UFO history with a focus on the land down under and the region from the author of "The OZ Files - the Australian UFO Story"