Atlantidische Relikte? - die Röttges-Artefakte
Atlantologische Betrachtungen über: "Atlantis ist mitten unter uns" (Teil 3)
(bb) Wir kommen nun zu einem zunächst keineswegs esoterischen, sondern krypto-archäologischen Ansatzpunkt in Röttges Buch, der einen wesentlichen - womöglich den faszinierendsten - Akzent seiner Publikation setzt. Die Krypto-Archäologie (also die Erforschung "anomaler", nicht bzw. nicht konsensual zu klassifizierender Artefakte und "out of place objects") ist ein grenzwissenschaftliches Forschungsfeld, auf dem sich auch empirische Atlantisforschung und Alternativ-Historik bewegen, um an Informationen über untergegangene und "verschwundene" Kulturen in mehr oder weniger ferner Vergangenheit zu gelangen.
Diesem Bereich von "Atlantis ist mitten unter uns" wollen wir uns nicht nur besonders ausführlich widmen, weil wir dort konkrete Ansatzpunkte für eine empirische Beweisführung zu einzelnen, in diesem Buch getroffenen, Aussagen sowie möglicherweise interessante und wert-volle Evidenzen für prähistorische Uralt-Kulturen vorfinden. Anhand der Röttges-Objekte lassen sich zudem beispielhaft einige grundsätzliche Überlegungen zum Umgang und der Bewertung solcher "problematischer" Fundstücke aus nonkonformistisch-atlantologischem Blickwinkel diskutieren. Röttges´ Katastrophismus und seine Annahme wiederholter, globaler Kataklysmen ("Kosmische Ereignisse, schlimme, alles zerstörende Brände, Erdbeben und verheerende Fluten") können aus katastrophistischer Sicht jedenfalls kaum Widerspruch auslösen.
So sieht Röttges beispielsweise in unseren heimischen Kiesgruben Spuren von Weltenbränden: "Dem aufmerksamen Besucher von Kiesgruben werden nämlich zwei schwarze, in einer Tiefe von etwa fünf bis acht Metern im Erdreich verlaufende Brandschichten nicht verborgen bleiben. Gewöhnlich trennt sie eine Bodenschicht unterschiedlicher Stärke voneinander. Die Schichten darüber sind wiederum von Wasserablagerungen geprägt. [...] Die Herkunft dieser Brandschichten mit der Theorie des Weltenbrandes zu erklären, weigert sich die Geologie allerdings. Wahrscheinlich waren es aber tatsächlich feurige Meteoriten- und Bitumenschauer, die die Erde seinerzeit in Brand setzten.
Einige dieser ausgeglühten und auch Metall beinhaltenden Exemplare konnten im Laufe meiner Untersuchungen sichergestellt werden." (Röttges, op. cit., S. 35) "Möglicherweise waren die Regionen unserer heutigen Kiesgruben einstmals kleinere Talmulden, in die riesige Wassermassen nebst Sand, Schlamm und sonstiger Reste der Zivilisation hineingespült wurden. [...] Die in diesen Talmulden angeschwemmten Gegenstände einer längst vergangenen Epoche unserer Menschheitsgeschichte erhielten sich dort und wir werden immer wieder mit ihnen konfrontiert." (Röttges, op. cit., S. 37)
Geofakte oder Artefakte? - Zur Authentizität und zum Charakter der Röttges-Objekte
Röttges setzt voraus, dass die Atlanter, die ihre Kunstwerke möglichst unvergänglich gestalten wollten, vorwiegend Stein als Grund-Material verwendeten. "Während der langen atlantischen Epoche müssen daher große Mengen solcher steinerner Reliquien entstanden sein, und zwar in allen erdenklichen Größen. Solche Stücke werden meist unversehrt, manchmal aber auch mit deutlichen Spuren von Hitzeeinwirkungen, in Sand- und Kiesgruben wieder zu Tage gefördert. [...] Leider werden die meisten dieser Exemplare nicht mehr als Kunstwerke erkannt und so geschieht es, daß sie zertrümmert und als Baumaterial verwendet werden." (Röttges, op. cit., S. 36) Röttges hat nun selber eine beachtliche Kollektion von Fundstücken zusammengetragen, von denen er uns einige in seinem Buch präsentiert.
Beschäftigen wir uns hier zunächst einmal mit der Frage nach der Authentizität der Röttges-Artefakte. Die Möglichkeit, es könne sich bei den Objekten um gezielte Fälschungen handeln, dürfen wir im vorliegenden Fall getrost ausschließen. Röttges (der die Stücke nicht aufkauft, sondern selber sucht und findet, was einen Betrug durch Dritte unmöglich macht), glaubt an das, was er sagt. Das ergibt sich - von der ersten bis zur letzten Zeile - aus seinem Buch. Der Autor ist ein zutiefst religiös geprägter, 'atlantisgläubiger' Mensch, der in keiner Weise Schindluder mit seinen persönlichen Grundüberzeugungen treiben würde.
Außerdem läßt Röttges jeden Ansatz von Wichtigtuerei oder Vermarktungsinteresse, das über den Verkauf seines Buches hinausgeht, vermissen - seinen persönlichen Enthusiasmus bezüglich dieser Fundstücke kann und wird ihm niemand ernstlich übel nehmen. Schließlich sollte auch nicht unerwähnt bleiben, dass er keineswegs der einzige Sammler ist, der derartige Fundstücke vorzuweisen hat. So veröffentlichte allein die grenzwissenschaftliche Zeitschrift Archäologische Berichte im Jahr 1990 in einer Sonder-Ausgabe hunderte von Zeichnungen sowie 26 eingeklebte Farbfotos solcher 'unmöglicher' Stein-Objekte (vergl. dazu z.B. Pliozäne Skulpturen oder ein Gag der Natur? von William R. Corliss).
Wenn wir also mit einiger Sicherheit ausschließen können, dass es sich bei den Röttges-Objekten um Fälschungen handelt, ist die nächste Frage, die sich uns stellt: Sind sie im Verlauf natürlicher Prozesse entstanden ("Geofakte"), oder handelt es sich hier wirklich um die verwitterten Überreste weit prähistorischer Produkte menschlichen Schaffensdrangs? Respektive: Wann und von wem wurden sie in diesem Fall hergestellt? Hier bleibt nur zu hoffen, dass Herr Röttges seinerzeit Fundorte und Fundsituation genau dokumentiert hat, da eine spätere Zuordnung und Chronologisierung ansonsten gänzlich unmöglich erscheinen muss. Selbst bei einer peniblen Fund-Dokumentation stellt dies nämlich, aufgrund des geschilderten Charakters kataklysmischer Erdumwälzungen, eine denkbar schwierige Aufgabe dar. Erschwerend kommt hinzu, dass die Objekte der Röttges-Sammlung einen alles andere als homogenen Charakter haben, sondern ein höchst unterschiedliches Bild (Erhaltungszustand, Material, Motive und Stil) aufweisen.
Einige der Objekte, z.B. die steinerne "Atlantis-Karte" (Abb.14), die "Atlantische Gesetzestafel" (Abb. 9) oder das kleine Steintäfelchen (Abb. 10) erwecken spontan einen durchaus artifiziellen Eindruck, während es sich bei anderen Fundstücken um scheinbar auf natürlichem Wege geformte Strukturen handelt. Somit teilen wir zunächst keineswegs Röttges´ Enthusiasmus, was die Sammlung bzw. die abgebildeten Exponate in toto angeht. Wir legen vielmehr, da wir weder an einen künstlichen, noch an einen artifiziellen Ursprung dieser Exponate GLAUBEN wollen, Wert auf eine differenzierte und kritische Betrachtung.
Wie gesagt, betrachten wir einen großen Teil der Objekte mit besonderer Skepsis. Dies gilt für die von ihm vorgestellten kleinen Objekte, aber insbesondere auch für die "Großsteinkunst", die er in natürlichen Formationen an verschiedenen Orten des ehemaligen Reiches von Atlantis erkannt haben will. Wir müssen allerdings betonen, dass unsere Vorab-Bewertung alles andere als fundiert ist. Sie entspricht vielmehr einem ersten Augenschein, der sich zudem noch nicht einmal auf eine Beschau der Objekte selber, sondern nur auf die Ansicht der vorgestellten Abbildungen stützen kann. Somit ist zwar möglich, dass unser Eindruck den Tatsachen entspricht, jedoch keinesfalls sicher. Es könnte sich bei den artifiziell erscheinenden Stücken also durchaus um Naturprodukte handeln, die wir lediglich aufgrund ihres äußeren Anscheins mit Objekten aus unserem Erfahrungs-Raum assoziieren; ebenso ist es möglich, dass gerade einer der auf uns völlig natürlich wirkenden Funde ein bis zur Unkenntlichkeit verwittertes, weit prähistorisches Kultur-Relikt darstellt.
Während empirisch forschende Atlantologen nun auf die gründliche und nachvollziehbare Untersuchung solcher Objekte mit wissenschaftlichen Mitteln zurückgreifen müssen, um zu gesicherten Erkenntnissen über deren Charakter zu gelangen, macht Röttges die Erkennbarkeit ihrer künstlichen Natur, die Identifizierbarkeit ihrer Inhalte - und den Zugang zur Atlantisforschung an sich - zunächst von subjektiven und religiösen Kriterien abhängig. Dazu heißt es bei ihm: "So wie sich die Charaktereigenschaften der Menschen unterscheiden, bringt auch ein jeder unterschiedliche Voraussetzungen für diesen Wissenszweig aus seinen früheren Leben mit. Hatte eine Persönlichkeit mehrere Inkarnationen in Atlantis, so werden entsprechende Blaupausen mit Sicherheit wesentlich breiter gefächert in seinem Unterbewußtsein gespeichert sein. Wurden diese Leben auch noch sehr intensiv und gefühlsbetont gelebt, so wird die atlantische Kunst als derzeitige Mitteilung wahrscheinlich schneller begriffen werden." (S. 43)
Wenn wir den religiösen, im Zusammenhang mit der Wiedergeburtslehre stehenden, Teil des Zitats ausblenden, den wir hier nicht diskutieren können, bleibt die sachlich begründete Feststellung, dass nicht alle Menschen so prädisponiert sind, dass sie 'ein Auge' für die Überreste künstlich geschaffener Objekte haben - und sie erkennen, wenn sie darüber 'stolpern'. Es muss uns an dieser Stelle auch nicht besonders interessieren, ob eine solche Fähigkeit aufgrund ei-ner bestimmten genetischen Veranlagung, durch praktisches Training, oder - wie Röttges glaubt - durch Wesensmerkmale aus früheren Inkarnationen entsteht.
Wir wollen hier lediglich festhalten, dass es offenbar einzelne besonders begabte Individuen gibt, die in ihrem Leben wiederholt auf ernstzunehmende krypto-archäologische Relikte stoßen (wie etwa die Atlantisforscherin und Alternativ-Historikerin Doris Manner), während die meisten Menschen, insbesondere - wie es scheint - Profi-Archäologen, Anomalien häufig nicht einmal erkennen, wenn man sie direkt mit der Nase darauf stößt (vergl. dazu z.B. Das Rätsel der Keltenschanzen von Gernot L. Geise).
Es spricht jedenfalls für Röttges, dass er versucht hat, zumindest im Einzelfall auch die wissenschaftliche Bestätigung für einen artifiziellen Charakter seiner Fundobjekte zu erhalten: "Einmal erhoffte ich mir gute Auskünfte über das Alter einiger Ton-Metall-Modelle von einem Geologieprofessor. Bei meinem Besuch in der Universität erklärte er mir aus wissenschaftlicher Sicht den angeblich naturbedingten Zusammenschluß dieser beiden Komponenten. Ich konnte ihn nicht dazu bewegen, in den sehr gut erhaltenen und teilweise auch noch farblich behandelten Exemplare unübersehbare, von Menschenhand geschaffene Motive zu erkennen." (Röttges, op. cit., S.39)
Für Röttges steht damit fest: Der Geologe muss bei seiner Bewertung daneben gelegen haben - weil er nicht zu dem gleichen Ergebnis wie er selber kommt. Dazu liefert er auch eine - im Grundsatz sogar ausgezeichnete - Erklärung: "Solches Verhalten ist verständlich, denn wäre er auf meine Interpretation eingegangen, hätte er ein fest bestehendes Lehrgebäude in Frage stellen müssen. [...] Vielleicht erkannte der Professor aber wirklich nicht die Dinge, die ich in den Findlingen erkannte, denn schließlich hatte man ihn ja auch nichts anderes gelehrt als das Wissen, das jeweils von einer Generation auf die andere übertragen wird. Und da sind Steine nun einmal Steine." (Röttges, op. cit., S. 39)
Sehr richtig stellt Röttges damit das, wie es der Wissenschaftshistoriker und -kritiker Dr. Horst Friedrich bezeichnet hat, "neo-scholastische" (siehe: Neo-Scholastik) Denken akademisch-wissenschaftlicher Forscher im Bereich der Erd- und Menschheitsgeschichte heraus; eine autoritäre, mehr oder meist weniger mühsam während des Studiums antrainierte, Form des Denkens, die Lehrmeinungen und Paradigmata gewichtiger als Evidenzen erscheinen lässt, und die einen ideologischen Zensurmechanismus in Kraft setzt, der immer dann wirksam wird, wenn ein Problem auftaucht, welches diese Lehrmeinungen und Paradigmata in Frage stellen könnte.
So lässt sich aus Röttges fragmentarischen Informationen zu seinem Besuch bei einem Geologen herauslesen, dass eine eingehende Untersuchung des betreffenden Objekts gar nicht erst stattgefunden hat. Vielmehr hat der Professor exakt so reagiert, wie es neo-scholastischer Denkweise entspricht: Er hat, nach erstem Augenschein, ein grundsätzliches Statement zu seiner Sicht der natürlichen Entstehung solcher oder ähnlicher Konglomerate abgegeben. Damit hat er grundsätzlich nichts anderes getan als wir in diesem Beitrag: nämlich nach einer ersten Beschau ein 'Urteil aus dem Bauch' abgegeben, das im Einklang mit den jeweiligen Vorstellungen und dem erlernten Wissen steht.
Wie gesagt: es mag durchaus sein, dass der namentlich ungenannte Professor mit seinem Urteil (eigentlich = Vorurteil) richtig lag, es habe sich bei diesem Fundstück um ein reines Naturprodukt gehandelt. Die Richtigkeit seiner Aussage wäre dann allerdings kein Forschungsergebnis, das diesen Namen verdient, sondern er hätte sein Urteil "erraten" (zudem sagt seine "Expertise" nichts über den Charakter der übrigen Stücke der Röttges-Sammlung aus). Schließlich dürfen wir noch in Frage stellen, ob ein durchschnittlicher Geologe - ohne zusätzliche Fachkenntnisse und Erfahrungen - überhaupt in der Lage ist, 'aus der Hüfte' eine valide Bewertung zu einem solchen Objekt abzugeben.
Vermutlich sind dazu ein interdisziplinär besetztes Team von Geologen, Archäologen, Anomalisten und Fachleuten aus dem Bereich des Kunsthandwerks sowie Zeit und eine adäquate labortechnische Ausrüstung nötig. Es muss kaum betont werden, dass kaum jemand in Museen, Instituten und Fakultäten einen derartigen Aufwand betreiben wird, um Zeit und Geld mit 'skurriken Ergebnissen von Erosionsprozessen' zu verschwenden, die von 'verrückten Laien' angeschleppt werden ...
Die Röttges-Objekte: Atlantidische Artefakte?
Wenn wir damit bedauernd feststellen müssen, dass wir - über den Brillen- rand hinweg, am Schreibtisch, oder vom PC aus - nicht zufriedenstellend klären können, ob es sich bei den gezeigten Röttges-Objekten um Artefakte oder um 'Launen der Natur' handelt, sollten wir uns trotzdem noch mit der, von Röttges vorgenommenen, Klassifizierung dieser Objekte als "atlantidisch" beschäftigen, einem Thema, dem er immerhin ein ganzes Kapitel (op. cit., S. 38 - 56) seines Buches widmet. Eine Diskussion dieses Punktes setzt zunächst eine klare Vorstellung dazu voraus, was unter 'atlantidischer Kunst' oder 'atlantidischem Kunsthandwerk' im eigentlichen Sin-ne zu verstehen ist. Wir benötigen also zunächst eine Definition dieses Begriffs.
Zur Erläuterung: Ein Anhänger der These, Atlantis sei mit der explodierten Vulkaninsel Thera im Mittelmeer zu identifizieren, wird unter 'atlanti- scher' oder 'atlantidischer' Kunst folgerichtig die Kunst der kretisch-minoischen Kultur verstehen, während jemand, der den gesamten Atlantisbericht als fiktive Geschichte betrachtet, den Begriff 'atlantische' Kunst an sich für Unsinn halten muss. Unter solchen Prämissen macht eine ernsthafte Diskussion dieses Punktes keinen Sinn, da a priori festgelegt ist, dass es sich bei den Röttges-Objekten nicht um Relikte von Atlantis handeln kann.
Wir setzen hier also, um der Vergleichbarkeit willen, im weiteren 'stillschweigend' voraus, dass es sich bei 'atlantischer' oder 'atlantidischer' Kunst um Produkte einer hypothetischen, durch die Angaben Platons ansatzweise definierten, Hochkultur handelt, die vor mehr als 11 000 Jahren im Großraum des heutigen Atlantischen Ozeans - über einen längeren Zeitraum hinweg - existiert hat. Wenn wir nun weiterhin annehmen, dass die Erzeugnisse dieses hypothetischen Kunsthandwerks nicht nur durch gemeinsame stilistische und bearbeitungs-technische Merkmale gekennzeichnet sind, sondern auch durch inhaltlich identifizierbare Motive, dann müssen wir Röttges´ Identifikation der Stücke als 'atlantidisch' - zumindest in ihrer Eindeutigkeit - in Frage stellen.
Gerade, wenn Röttges solche direkten, inhaltliche Bezüge zwischen einzelnen Objekten aus seiner Sammlung und den Angaben im Atlantisbericht anführt, wenn er also besonders konkret wird, ist unserer Ansicht nach Skepsis geboten; scheint hier doch - mit Verlaub gesagt - nicht selten die Phantasie mit ihm durchzugehen. Als Beispiele seien hier nur "Poseidon auf seinem Wagen" (Abb. 13) oder der "Pyramidenbezirk auf Atlantis" (Abb. 20) genannt; "Abbildungen" bei denen wir - vorbehaltlich der oben besprochen Unsicherheiten - schlechterdings keinerlei erkennbare Ansatzpunkte für einen artifiziellen Charakter finden können.
Auch wenn wir solche Stücke aus der Röttges-Sammlung betrachten, die dem Augenschein nach echte Kandidaten für Artefakte aus der Vorzeit darstellen könnten, so lassen sie eindeutig erscheinende Merkmale vermissen, die sie, im vorgegebenen Rahmen, zweifelsfrei als 'atlantisch' ausweisen. Sie könnten sowohl prä- wie auch post-atlantischen Ursprungs sein, oder auch einer anderen, eventuell von Atlantis beeinflussten, Kultur seiner Epoche entstammen. Darüber hinaus stellt sich auch die Frage, wie sich Artefakte aus jenen, von Röttges proklamierten, Jahrzehntausende langen Epochen atlantidischer Kultur VOR der vermuteten Poseidonia-Kultur mit ihrer von Platon geschilderten Metropolis, mit Stieropfer, den Königen in blauen Mänteln, usw. identifizieren lassen sollen?
Es gibt unserer Meinung nach lediglich ein einziges Stück in seiner Sammlung, das, SOLLTE es sich bei einer eingehenden, wissenschaftlichen Untersuchung als artifizielles und nicht aus jüngerer Zeit stammendes Objekt erweisen, nicht nur die klassische Interpretation des Atlantisberichts massiv stützen würde, sondern mit einiger Wahrscheinlichkeit auch als Artefakt atlantidischen Ursprungs zu identifizieren wäre (und ganz nebenbei wäre es vermutlich auch der 'Karnickel-Fangschlag' für die Geologie, wie wir sie bisher kannten...). Bei diesem, potentiell 'gemeingefährlichen', Objekt handelt es sich, so Röttges, um die in Stein gehauene, kartographische Darstellung eines zentralatlantischen Kontinents bzw. zweier größerer Landmassen (Abb 14) (vergl. dazu auch: Die Atlantis-Theorie des Lewis Spence von Lyon Sprague de Camp). Betrachten wir diese Steinkarte doch einmal etwas näher.
Die 'Steinkarte von Atlantis'
Röttges erklärt - nicht gerade bescheiden - dazu: "Meine Steinkarte Nr. 1 zeigt [...] die topographischen Reliefs von Atlantis zu einer Zeit, als die Sintflut noch nicht stattgefunden hatte, entspricht also dem Stand bis 30 000 Jahren vor unserer Zeitrechnung." (Röttges, op. cit., S. 11, 12) Dieses "Fundstück macht es nach so vielen Jahren möglich, Atlantis in seiner ursprünglichen Form bildhaft vom Meeresboden wieder aufsteigen zu lassen. Es stellt im wahrsten Sinne des Wortes einen Meilenstein in der Atlantisforschung dar, der uns von nun an weiter auf unserem Forschungsweg begleiten wird.
Der Stein ist als Gesichtsprofil mit überdimensionaler Kopfbedeckung gearbeitet, wobei der Gesamtausdruck starke Ähnlichkeiten mit der Büste der ägyptischen Königin Nofretete erkennen läßt [sic!; bb]. Die Abmessungen differieren jedoch, wobei die Höhe 80 und die Breite etwa 50 cm betragen. In den helmartigen Kopfputz ist die eigentliche Karte als schmückende Verzierung eingearbeitet, wobei die Steindicke etwa 10 cm ausmacht." (Röttges, op. cit., S. 126, 127) Halten wir kurz fest, dass wir auf der entsprechenden Fotographie (Abb. 14) nichts davon erkennen können, dass es sich bei der betreffenden Steintafel um die Verzierung eines "helmartigen Kopfputz" handeln könnte.
Wie auch immer: durchaus interessant ist jedenfalls Röttges´ Beweisführung zur Authentizität und zur Verifizierung des angeblichen Motivs dieses Objekts: "Um nun möglichen Anzweiflungen entgegentreten zu können, wurden einige Experimente vorgenommen, die später noch eingehender beschrieben werden. Dabei gelang es, den genauen Maßstab der Karte zu ermitteln, der exakt 1 : 10 000 000 beträgt. Bei weiteren Versuchen ist ein Dia der abgelichteten Steinkarte auf eine Weltkarte mit einem Maßstab von 1 : 26 000 000 projiziert worden.
Dadurch bestätigte sich erstmals meine Vermutung, denn die höchsten Erhebungen der Steinkarte überdecken auf den Punkt genau die [...] Kapverdischen Inseln, die Azoren, usw., womit nicht nur die Topographie, sondern auch die Entfernungen übereinstimmen. Weiterhin lassen sich alle Inseln des Atlanterreiches genau zwischen Europa, Afrika und Amerika in den Atlantik hineinplazieren. Insgesamt sind fünf Inseln auszumachen, und zwar zwei kleine und drei grosse, wobei letztere davon fast kontinentale Abmessungen erreichte. (Abb. 19)
Auf dieser Karte sind auch die Umrisse des sagenumwobenen Bermuda-Dreiecks [siehe dazu auch: Das Bermuda-Dreieck und Atlantis von Charles Berlitz; d. Red.] zu sehen, das sich deutlich als die zweitgrößte Insel der Atlanter erkennen läßt. Diese Insel verlief von der Ostküste Nordamerikas in südlicher Richtung bis kurz vor Venezuela und reichte als Flachland in Form einer riesigen Nase bis tief in den atlantischen Ozean hinein. Von dem uns heute Rätsel aufgebenden Dreieck verblieben im Norden lediglich die Bermuda-Inseln. Demgegenüber hat sich von dem verhältnismäßig niedrigen südlichen Ausläufer dieses Dreiecks noch wesentlich mehr Land erhalten, denn diese Erhebungen ragen heute noch aus dem Meer und sind uns als die >Kleinen Antillen< bekannt. Dies legt die Vermutung nahe, daß sich dieser Teil der Insel weniger stark abgesenkt hat als der übrige." (Röttges, op. cit., S. 127)
Als geologisches Zeugnis für die Richtigkeit seiner Interpretation des Objekts zieht Röttges die Ergebnisse "einer Forschungsgruppe der Duke Universität" heran, "die im Jahr 1969 das Vorhandensein einer Unterwasserbrücke bestätigte, welche sich von der Nordküste Südamerikas, nahe Venezuela, bis zu den Jungferninseln (Abb. 15) hinzieht. Das aus dieser Region aus dem Meer geborgene Granitgestein wurde anschließend Dr. Bruce Heezen, einem führenden amerikanischen Ozeanologen zur Begutachtung vorgelegt.
Seine Begutachtung lautete so: >Bis heute waren die Geologen generell der Ansicht, helle Granite oder säurehaltiges Eruptivgestein fände sich nur auf den Kontinenten, während sich die Erdkruste auf dem Grund des Meeres aus schwerem, dunkelgefärbtem Basaltgestein zusammensetzte... Das Auftreten heller Granite könnte daher die alte Theorie untermauern, daß es im östlichen Karibikraum einst einen Kontinent gab und das dieses Gestein den Kern dieses versunkenen und verlorenen Kontinents darstelle<." (Röttges, op. cit., S. 128)
Nach Röttges´ Auffassung bestätigt seine Steinkarte "die Ausführungen von Dr. Heezen [vergl. dazu auch: Geologische und ozeanographische Evidenzen für Atlantis von R. Cedric Leonard; d. Red.], denn, wie schon erwähnt, der untere Ausläufer der zweitgrößten Insel deckt fast den gesamten Bereich der kleinen Antillen bis kurz vor Venezuela ab. Genau entgegengesetzt, rechts vom nordlichen Punkt der zweitgrößten Insel, lag die viertgrößte Atlantisinsel, etwa auf der Höhe Boston-New York. Ihre Länge betrug ca. 700 km, ihre Breite ca. 250 km, und ihre Umrisse ähnelten denen eines Schiffes.
Folgen wir nun der Richtung, in welche die Nasenspitze der Bermuda-Insel zeigt, so treffen wir in südöstlicher Richtung auf die drittgrößte Atlantisinsel, welche sich relativ flach und recht-eckig darstellt. Ihr nördlicher Teil gleicht einem aufgesperrten Tierrachen. [...] Der Südzipfel dieser Insel deckt sich nach meinen Berechnungen mit den heutigen St. Pauls Inseln, auch Pe-ter und Paul-Felsen genannt. So gehe ich davon aus, daß diese Inseln die letzten Reste der untergegangenen Landmasse verkörpern.
Im weiteren Verlauf schloß sich dann, etwas versetzt, die kleinste der Atlantisinseln an. Als deren Überbleibsel können wiederum die Fernando de Noronha-Inseln (Abb. 16) angesehen werden. Interessanterweise endet auf dieser Höhe auch die Südspitze des Nordatlantischen Rückens, welcher in gleicher Richtung wie ehedem die beiden Atlantisinseln verläuft, nämlich parallel zur brasilianischen Küste. Dazu paßt wiederum ein Bericht, der besagt, daß das schwedische Forschungsschiff Albatros in der Nähe der St. Peter und Paul Felsen aus einer Tiefe von dreitausend Metern Bodenproben entnommen habe. In dem Bodenschlamm seien Seichtwasserorganismen [vergl. dazu: Der Boden des Atlantiks von Immanuel Velikovsky; d. Red.], Stücke von Baumrinden sowie Zweige und Pflanzenreste konserviert gewesen. Man nimmt an, daß sie zur selben Zeit und sehr rasch in die Tiefe gesunken waren." (Röttges, op. cit., S. 128, 129) [Vergl. dazu auch: Iere - Das Atlantis der Kariben; d. Red.]
Zum Gebiet der heutigen Azoren-Inseln heißt es bei Röttges im Zusammenhang mit besagter Steinkarte: "Auf unserer Karte ist die Azorenregion deutlich als Hochplateau zu erkennen. [vergl. dazu: Atlantis auf den Azoren? von Andrew Collins; d. Red.] Mit einer Größe von etwa 250 mal 350 km bietet das Plateau genügend Raum, um auch die größten Azoreninseln mühelos hineinplazieren zu können. Die genaue Überlagerung geht einwandfrei aus meinen angestellten Versuchen hervor und ist auch fotografisch festgehalten.
Zur Bekräftigung der Vermutung, daß die Azoreninseln die ehemals hochgelegenen Bergkuppen darstellen, werden nachfolgend noch einige Beweise aufgeführt: - In diesem Gebiet vorgenommene Echolotungen haben das Vorhandensein eines untermeerischen Plateaus einwandfrei bestätigt. Die Auswertungen zeigen sogar teilweise ähnliche Bodenstrukturen, wie sie auf der Steinkarte eingemeißelt sind. - Vom Meeresboden heraufgeholte Gesteinsproben lassen auf gewaltige Explosionen und ein plötzliches Versinken von Landmassen schließen." (Röttges, op. cit., S. 132)
Im Zusammenhang mit der häufig erwähnten "Termier-Debatte" (siehe dazu: Der geologische Streit um den versunkenen "Kleinkontinent" im Atlantik) stellt Röttges zu den vieldiskutierten Funden von vulkanischem Tachylit bei den Azoren fest: Nach Termiers "Aussagen müßte es sich spätestens nach fünfzehntausend Jahren im Meerwasser aufgelöst haben. [...] Seine Theorie wird von Dr. Maria Klenova von der sowjetischen Akademie der Wissenschaften noch erhärtet. Nach der Untersuchung von Gestein, das ebenfalls nördlich der Azoren aus zweitausend Metern Tiefe geborgen wurde, vertrat sie die Meinung, daß es sich vor rund fünfzehntausend Jahren unter atmosphärischem Druck gebildet habe." (Röttges, op. cit., S. 133) (Vergl. dazu auch: Atlantisforschung, Tachylit und die Sache mit dem gebrochenen Telegraphen-Kabel"; d. Red.)
Fortsetzung (Teil 4):
Atlantiden, Luminarier und andere 'Ur-Zivilisationen?'
Bild-Quellen
(9) Rolf B. Röttges, "Atlantis ist mitten unter uns", S. 215
(10) ebd., S. 229
(11) ebd.
(12) ebd., S. 224
(13) ebd.
(14) ebd.
(15) Weltzeituhr.com, unter: http://www.weltzeituhr.com/.../geografie/062_05.shtml (Bild nicht mehr online)
(16) http://www.cientistasdeamanha.com/images/Ilha%20de%20Fernando%20de%20Noronha.jpg (nicht mehr online)