Nachruf auf Dr. Horst Friedrich
Mein Freund Dr. Horst Friedrich ist Ende des Jahres 2015 von uns gegangen. Er gehörte zu den wenigen Menschen, die keine Angst vor dem Tode hatten. Wie Maimonides und andere universale Menschen – universal in dem Sinne von Picola Mirandola, dem italienischen Gelehrten der Renaissance – war er von der Unzerstörbarkeit der menschlichen Seele überzeugt. Kosmos und Universum waren für ihn in erster Linie Geist. Materie war für ihn, der dem Hinduismus, Taoismus und überhaupt den Kulturen Asiens sehr verbunden war, etwas Vordergründiges, nicht auf Dauer Existierendes. Im Grunde war er davon überzeugt, dass im Sinne der Nikomachischen Ethik des altgriechischen Universalgelehrten Aristoteles auch in der Weltanschauung und Ethik die Wahrheit ein Mittelweg ist. In einem zwölfseitigen an mich gerichteten Brief, der im Rahmen einer langen Atheismusdebatte entstand, hielt Horst Friedrich diesen Mittelweg in einer klassischen Formulierung fest. Ich zitiere:
- „Es ist des Verfassers versuchsweise These, daß unsere zeitgenössische Weltkultur auf ihrem unsicheren Kurs auf einer letzlich unbekannten ´Seeroute´ (das Meer ist bekanntlich Symbol des Unbewußten!) in eine noch unbekannte Zukunft ebenfalls von einer ganz bestimmten ´Skylla´ und einer ganz bestimmten ´Charybdis ´ bedroht ist, zwischen denen es hindurch zu steuern gilt: nämlich dem missionierenden Atheismus und dem ebenfalls missionierenden religiösen Fundamentalismus.“ (13.10.2007).
Diese Mittelwegsdebatte spielte eine zentrale Rolle im Leben von Horst Friedrich und würde den Rahmen eines Nachrufes weit übersteigen. Darum soll dieses zwölfseitige ´fundamentale´ Dokument von Horst Friedrich zum Atheismus und zur Weltanschauung überhaupt in Atlantisforschung.de publiziert und durch kompetente Leute kommentiert werden. Die Atheismusfrage war für ihn immer zentral.
Philosophische Fragen wie z.B. Atheismus und Ethik, waren nicht die einzigen Themen, die ihn bewegten und ihn immer wieder motivierten, in schriflicher Form und in langen Telefongesprächen mit seinen Freunden, zu denen ich mich zähle, in mündlicher Form Stellung zu nehmen. Durch und durch philosophisch, allerdings nicht „westlich“ orientiert, ist das mit höchstem Genuss zu lesende Werk „Träumer und Traumwelten. Wahrheit und Lüge im Erkennungsprozess unserer Zeit“. (Abb. 2) Es ist das große Verdienst des Buchverlags König in Greiz, dieses außergewöhnliche Buch im Jahre 2005 herausgebracht zu haben.
Wenn Dr. Friedrich z.B. in Kapitel 1 „Unsere Welt als Traum“ begreift, dann hat er wohl ganz bewusst (universell gebildet wie der Generalist Horst Friedrich war), auf barocke Lebensmuster in Europa zurückgegriffen. Der Spanier Calderon de la Barca schrieb im 16. Jahrhundert das Stück „Das Leben ein Traum“, der Österreicher Franz Grillparzer im 19. Jahrhundert das dramatische Märchen „Der Traum ein Leben“. Habsburgische Dichter waren sie beide, supranational wie Horst Friedrich sowieso.
Wie flexibel Dr. Friedrich war, zeigt auch die erstaunliche Tatsache, dass der studierte Naturwissenschaftler und versierte Techniker selber keinen Computer nutzte, aber dennoch die Chancen und Möglichkeiten des Internets wahrnahm. So publizierte er zahlreiche Abhandlungen auf entsprechenden Internetportalen. Viele seiner englischsprachigen Schriften sind z.B. im Wiener Internet-Magazin „Migration & Diffusion“ veröffentlicht. Sein Englisch war übrigens sehr lesenswert und weitestgehend frei von Germanismen. In diesen Aufsätzen wird deutlich, dass Naturwissenschaft, Naturgeschichte, Linguistik und Kulturgeschichte etc. bei Horst Friedrich eine nicht in Fachwissenschaften zerlegbare Ganzheit bilden. Es ist hier unmöglich, alle diese Abhandlungen einzeln ausführlich zu erörtern und zu präsentieren. Es möge hier genügen, die Titel von einigen dieser Abhandlungen zu nennen und zu erörtern:
In seiner Abhandlung „A diffusionist view on the genesis of civilizations“ wird die wissenschaftliche Grundhaltung meines Freundes Horst Friedrich besonders deutlich. Da es nur schwer möglich ist, seine Anschauung von der „Welt“, die im Mittel-Lateinischen gerne mit saeculum wiedergegeben wird, zu erkennen, lasse ich ihn in der von ihm für „Migration & Diffusion“ verfassten Summary selbst zu Wort kommen:
- “It is shown that, from the viewpoint of the history and philosophy of the sciences, the paradigm of isolationism seems rather suspect. The probably, in the majority of cases, multiple origins of advanced civilizations are discussed. Sophisticated ethno-linguistic superstrata arrive mostly by sea. An isolationist, autochthonous genesis of advanced civilizations is rejected as a rather improbable scenario. The evidence for a diffusionist origin even of the extraordinarily unique civilization of ancient Egypt is discussed. A diffusionist genesis of civilizations is proposed as a general pattern. The factors levels and comprehensiveness of knowledge, and the interdisciplinary factor, are discussed with respect to their possible relevance in the isolationism-diffusionism controversy. The multiple and very special evidence for cultural diffusion between Southeast Asia and the pre-Columbian civilizations of the Americas is discussed. New epigraphic evidence is presented that ancient India may once have been worldwide active.”
Im Grunde gilt das hier im Summary Gesagte nicht nur für die – derzeit wieder höchst aktuelle – Wanderung von Völkern (und Kulturen), sondern stellt auch ein wichtiges Fundament für seine vom sog. Mainstream abweichende Betrachtung der Naturwissenschaft und der Kulturgeschichte dar. In seiner Kritik an der zweifelhaften Methodik der amtlich sanktionierten Natur- und Geisteswissenschaft äußert er sogar massiven Zweifel an der vielfach unreflektiert immer wieder übernommenen und propagierten Eiszeit-These. (Abb. 3)
Es gehörte, was in seinen Publikationen nicht immer auf Anhieb deutlich wird, zu seinen Grundüberzeugungen, dass die Menschen bereits zur Zeit der Megalithkultur [1] (aber auch schon weitaus früher) alles andere als primitive 'Halbaffen' waren und dass sie über große Entfernungen hinweg miteinander in wirtschaftlichem und kulturellem Austausch standen. Zudem war er davon überzeugt, dass eine Unterscheidung der damaligen - und erst recht der späteren - Menschheit nach "Rassen" wissenschaftlich unsinnig ist. [2]
In seinem wegweisenden Beitrag „A linguistic breakthrough for the reconstruction of Europe's prehistory - Vennemann's thesis of a Vasconic and Proto-Semitic Europe and it's ramifications“ (Migration & Diffusion) nimmt er seinen Ausgang von den linguistischen Thesen des Münchner Sprachforschers Prof. Theo Vennemann, der neue Erkenntnisse zu einer protosemitischen Kultur im alten Iberien und überhaupt im mediterranen Raum bringt. Die Leser dieses Nachrufs finden die Titel zahlreicher Abhandlungen von Theo Vennemann sehr übersichtlich im Literaturverzeichnis meines bereits in 2. Auflage bei Engelsdorfer in Leipzig (2014) erschienenen Buches „Die jüdisch-christlich-islamische Kultur Europas. Wurzeln – Strukturen – Entwicklungen“. [3] Was die Thesen von Vennemann betrifft, beschränke ich mich hier auf das von Dr. Friedrich bei Migration & Diffusion kurz gefasste englische Summary:
- „Vennemann’s thesis of A) a pre-Indo-European, Vasconian, pan-European ethno-linguistic substrate, and B) an early colonizing influence on Western Europe by a more sophisticated, seafaring, superior Atlanto-Semitic civilization is described. It is shown that this scenario constitutes a breakthrough for the reconstruction of Europe’s prehistory, by incorporating ethno-linguistic and cultural diffusion as a decisive factor in the forming of Europe’s identity.”
Dieses Summary erschöpft sich nicht in einer linguistischen Sicht, sondern zeigt auch die Auswirkungen, welche diese neuen Thesen, die von den meisten Mainstream-Wissenschaftlern nicht mit Freude aufgenommen wurden, für Europas Geschichte und Kultur zur Folge hätten. Unser hinübergegangener universaler Denker Horst Friedrich betrachete es als eine Selbstverständlichkeit, dass menschliche Kultur nund Zivilsation nicht von Europa ihren Ausgang nahmen. Der Spruch „Ex Oriente lux“ (Aus dem Orient das Licht) galt ihm - was die bekannten Kulturen des Holozäns betrifft - uneingeschränkt. Denn für Horst Friedrich bestand nie ein Zweifel daran, dass jene großen menschlichen Hochkulturen – bereits vor der großen Sintflut, welche er auch mit dem Untergang von Atlantis in Verbindung brachte – in Asien ihre Wurzeln hatten. Man denke nur an das Jahrtausende währende uralte Elam im heutigen Iran.
Was mögliche vorausgegangene Zivilisationen, wie das erwähnte sagenhafte Atlantis [4] oder noch ältere, womöglich bis ins Tertiär zurückeichnde Menschheitskulturen betrifft, über die Horst Friedrich nachdachte [5], so hielt er sich mit absoluten Aussagen tunlichst zurück, wie sein langjähriger Schüler, der Wissenschafts- und Grenzwissenschafts-Publizist Bernhard Beier hervorhebt: "Angesichts des 'Mahlstroms' der von Dr. Friedrich postulierten, wiederholten Kataklysmen, welche das Antlitz unseres Planeten radikal veränderten, die Entwicklung unserer Spezies nachhaltig beeinflussten und die Menschheit offenbar mehrfach fast aussterben ließen, sind die archäologischen Erkenntnismöglichkeiten höchst eingeschränkt, was die vormalige Existenz derartiger 'Uralt-Kulturen' betrifft. Für umso bedeutsamer erachtete Horst Friedrich die entsprechenden Arbeiten von Forscher-Pionieren, wie z.B. William Niven, Michael Cremo und Richard L. Thompson, welche die allgemeine Annahme verschollener weit prähistorischer Menschheitskulturen aus seiner Sicht zu einer unabweisbaren Schlussfolgerung machten." [6]
Wie kaum ein anderer war Dr. Friedrich mit der Kultur von Indien und mit der hinduistischen Weltanschauung verbunden. Er war auch mit der Religion und Kultur des Hinduismus bestens vertraut. Viele große Errungenschaften der Menschheit wie z.B. das „arabische“ Zahlensystem und das Schachspiel führt er auf Indien zurück, die Araber waren nur die Überbringer derselben. In diesem Sinne hat sich auch unser gemeinsamer Freund, der Hamburger Historiker Dr. Roman Landau in diversen Abhandlungen geäußert.
Es gibt viele Forscher und Wissenschaftler in unserer Zeit, welche die Brüchigkeit unserer modernen Zivilisation und die zunehmende Spezialisierung und Atomisierung unseres Wissenschaftsbetriebes an den Universitäten beklagen. Horst Friedrich liebte es, gewissermaßen en passant, seine Kritik an der Mainstream-Wissenschaft, eine Wortschöpfung, welche er gerne und oft verwendete, nicht nur im privaten Gespräch „an einem seiner Lieblingsplätze“ [7], sondern auch öffentlich zu äußern. In diesem Sinne ist sein Buch mit dem Titel „Einer neuen Wissenschaft den Weg bahnen“ (Abb. 5) absolut wegweisend. [8]
Dr. Friedrich nimmt in diesem einmaligen Werk das Wort „universitas“ wörtlich. Für ihn gibt es kaum einen Widerspruch, der so deutlich wird wie der zwischen der Universitas, welche man als Ganzheit wiedergeben kann, und der weltweiten atomistischen Wissenschaftspraxis unserer Tage, welche nicht wirklich im Sinne der Universitas universell und global ist. Ich verzichte hier darauf, eine verspätete Rezension des Buches zu machen und empfehle den Lesern dieses Nachrufes, zumindest den „Prolog aus aktuellem Anlass“, im Untertitel „Und wieder erhebt die Scholastik ihr Haupt!“, sich zu Eigen zu machen. Ich möchte wenigstens die Titel der drei Hauptkapitel dieses Buches kurz erwähnen und Wichtiges hervorheben:
- Teil: Neo-Scholastik: diese bringt Horst auch mit der „Schulwissenschaft“ in Verbindung. Hier und in anderen Werken bezeichnet er die Schulwissenschaft als „Ersatzreligion“ mit einer perfekten antihumanen Dogmatik.
- Teil: Der große Bluff: In diesem Kapitel werden die Grundüberzeugungen von Dr. Friedrich geschildert und die „Notwendigkeit eines wissenschaftlichen Pluralismus“ betont. Das entspräche auch dem Geist der Universitas, welche nicht nur in die Vergangenheit zurück, sondern auch in eine humanistische Zukunft nach vorne führen sollte.
- Teil: Die Zukunft unserer Wissenschaft. Hier zeigt er „Wege zu einer ´Neuen Wissenschaft´“ und zu einer „Wissensexplosion“ auf. [9]
Vor allem fordert er die Wiederherstellung der wissenschaftlichen „Meinungs- und Publikationsfreiheit“ ohne dümmliche Vorurteile und den Abbau der „männlichen Dominanz in den Wissenschaften“. Und dann die völlig neue Perspektive: „Wissenschaft als Kunst verstehen!“. Mit dieser neuen Sicht betritt Dr. Friedrich, wie ich ihm in unseren häufigen Gesprächen mitteilte, allerdings kein Neuland. Denn bereits der große jüdische „Generalist“ Moses Maimonides (1138-1204), der auch ein erfolgreicher Arzt am Hof des Sultans in Cairo war, bezeichnete die Wissenschaft der Medizin als „Kunst“ (ars). Diese war für ihn, selbst in der Medizin, höherwertiger als die Wissenschaft (scientia). Kunst nämlich ist ganzheitlich, Wissenschaft dagegen analytisch. Für Friedrich ist nicht nur der Wissenschaftsbetrieb von heute nicht menschenfreundlich, sondern auch unser sog. westliches Weltbild „verkrustet“.
Zum Abschluss – es gäbe noch weitere Werke, die man hier vorstellen könnte, doch das würde den Rahmen eines Nachrufes sprengen – möchte ich festhalten, dass sich Dr. Friedrich auch mit dem Land, in welchem er lebte und sich wohlfühlte, nämlich Bayern bzw. Baiern, wissenschaftlich beschäftigte. Er meinte aber weder das Königreich noch den Freistaat Bayern, im Grund eine Gründung von Napoleon, sondern vor allem Altbayern und den Stamm der Bajuwaren („Baiern“). In seinem zuerst 1995 bei EFODON und dann 2008 bei König erschienenen Buch „Die Entstehung der Baiern“ (Abb. 6), zeigt der geborene Schlesier, wie sehr er sogar mit der bairisch-bajuwarischen Kultur und Geschichte vertraut ist. Hier bietet er Erkenntnisse, die man in den ´traditionellen´ Abhandlungen zu Baiern/Bayern nicht findet, so z.B. u.a. „Berberische Ortsnamen in Altbaiern?“, „Das Rätsel der baierischen Kelten“, „Die mittelalterlichen Fälschungsaktionen“. Das Kapitel „Das Jiddische und die Herkunft der Baiern“ zeigt, dass er auch mit der jüdisch-jiddischen Kultur in Bayern vertraut ist.
Eine umfassende Kenntnis der hebräischen Ethnogenese und Diffusion bietet der von großer Sachkenntnis zeugende Beitrag „Hebrew Ethnogenesis and Diffusion: Do we need a more comprehensive scenario?“ [10]
Horst Friedrich stellte seine Person gerne in den Hintergrund und seine geistigen ´Produkte´ in den Vordergrund. Sein Motto: Zuerst die Sache, dann die Person. Es ist also ganz im Sinne des Hinübergegangenen, dass ich die persönlichen Daten erst jetzt zum Schluss bringe. Horst Friedrich ist 1931 in Breslau in Schlesien geboren und ist als Heimatvertriebener nach dem 2. Weltkrieg schließlich in Bayern 'gelandet'. Er studierte Wissenschaftsphilosophie und Wissenschaftsgeschichte in München und promovierte 1974 an der Fakultät für Allgemeine Wissenschaften der TU München bei Prof. Joachim Otto Fleckenstein mit einem Thema über die Naturwissenschaft des 17. Jahrhunderts. Er war viele Jahre in leitender Stellung bei Siemens München tätig und lebte nach der Pensionierung als freiberuflicher Schriftsteller im Ruhestand am bayerischen Wörthsee in der gleichnamigen Gemeinde. Nur wenigen hier war bisher bekannt, dass er „u.a. langjähriges Mitglied der US-amerikanischen MIDWESTERN EPIGRAPHIC SOCIETY, die ihm 2008 den Barry Fell Award verlieh, sowie der Karl-May-Gesellschaft“ war. „Außerdem war er als wissenschaftlicher Beirat der Nicolas-Benzin-Stiftung zur Förderung der Bildung auf den Gebieten der Kulturgeschichte des Judentums und der Geschichte der Medizin tätig.“
Am 25. Dezember, dem Geburtstag des persischen Mithras und dem Neujahrstag im Mithras-Jahr, ist Horst Friedrich von uns in eine, wovon er immer überzeugt war, bessere Welt gegangen und wohl in einer für ihn vorgesehenen höheren Dimension des schamajim angekommen.
Wie Horst Friedrich in der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde, zeigt der Eintrag „Horst Friedrich (Chronologiekritiker)“ in Wikipedia (Stand 10.02.2016). Mit diesem Titel sieht der Wikipedia-Autor aber nur einen sekundären Aspekt von Horst Friedrichs Schaffen erfasst. Während seine biographischen Daten dort sehr knapp gehalten sind (und das sog. Berufliche völlig ausgeklammert ist), sind die Abschnitte „Forschung“ und „Schriften“ erstaunlich umfangreich.
Mit dem Abschnitt „Forschung“ bei Wikipedia, den ich hier wegen seiner vorbildlichen Schilderung wörtlich zitiere, endet dieser Nachruf: „Als Wissenschaftsphilosoph und -kritiker trat Friedrich u.a. dafür ein, durch eine Institutionalisierung akademischer Meinungsvielfalt eine >Wissensexplosion< an Hochschulen und Universitäten herbeizuführen. Außerdem betonte er, dass wissenschaftliche Lehrmeinungen und Weltbilder – ihres grundsätzlich provisorischen und zeitbedingten Charakters halber – mit einer gesunden Portion Skepsis betrachtet werden sollten.
Als Neokatastrophist wendete sich Friedrich gegen essentielle, von den Naturwissenschaften vertretene Theorien. So äußert er in Jahrhundert-Irrtum „Eiszeit" (Abb. 3) (1997) die These, eine Eiszeit habe es in der von den Geowissenschaften postulierten Form nicht gegeben. Als Alternativtheorie beschrieb der, u.a. von den Werken Immanuel Velikovskys beeinflusste, Friedrich ein „Typhon-Szenario“ ähnlich Velikovskys Welten im Zusammenstoß. Dabei sei die Erde durch einen zusammen mit der Venus aus den Tiefen des Raums auftauchenden Irrläufer einer katastrophalen Nahbegegnung anheimgefallen. Durch die ruckartige Verkippung der Erdachse seien die heute als Phänomene länger dauernder Eiszeiten interpretierten geologischen Befunde in einem sehr kurzen Zeitraum entstanden. In den Mythen der Menschheit hätten die damaligen Ereignisse als die sogenannte Sintflut Eingang gefunden. In Erdkatastrophen und Menschheitsentwicklung (Abb. 7) (1998) bezog er zudem auch Impakt-Szenarien in seine Überlegungen ein.
Neben diversen Sachbüchern veröffentlichte Friedrich seit 1989 mehr als 200 Beiträge in deutscher, englischer und französischer Sprache zu unterschiedlichen Themen in zahlreichen internationalen Periodika, u.a. bei Bipedia - Le Bulletin de la Bipédie Initiale, EFODON-Synesis, Frankfurter Briefe - Vereinsnachrichten der Giordano Bruno Gesellschaft e.V., KMG-Nachrichten, Mitteilungen der Karl May Gesellschaft, Mitteilungen der Nicolas-Benzin-Stiftung, Reports of the Midwestern Epigraphic Society, Transwelten, im chronologiekritischen Bulletin Vorzeit-Frühzeit-Gegenwart, bei Wissenschaft ohne Grenzen sowie in der Zeitschrift für Anomalistik.“
Wie heißt es doch so schön in der katholischen Totenliturgie, welche auf Texte des Alten Testamentes zurückgeht: „Und ihre Werke folgen ihnen nach.“ Das Alte Testament, mit welchem Horst Friedrich sehr vertraut war, fasst den Begriff „Werke“ sehr weit. Seine Werke werden noch lange in Erinnerung bleiben.
Wilhelm Kaltenstadler 10. Februar 2016
Anmerkungen und Quellen
Fußnoten:
- ↑ Siehe zu den Megalithikern auch: Dr. Horst Friedrich, "Gedanken zur wahren Natur der atlanto-europäischen Megalith-Zivilisation", erstmals veröffentlicht in EFODON SYNESIS Nr. 19/1997.
- ↑ Red. Anmerkung: Siehe dazu Dr. Horst Friedrichs Essay "Der Mythos von den angeblichen »Rassen« der Menschheit", erstmals veröffentlicht in EFODON-SYNESIS Nr. 6/1994
- ↑ Red. Anmerkung: Zu Horst Friedrichs Ansichten in Bezug auf Wilhelm Kaltenstadlers Modell zur kulturellen Genese und Entwicklung Europas siehe z.B.: Horst Friedrich, "Wilhelm Kaltenstadler: Wie Europa wurde, was es ist. Beiträge zu den Wurzeln der europäischen Kultur - Rezension", erstveröffentlicht in der Zeitschrift für Anomalistik (Band 8 - 2008, Nr. 1+2+3, S. 254-257)
- ↑ Siehe: Dr. Horst Friedrich, "ATLANTIS, MU, LEMURIA - Gab es eine Ur-Zivilisation?", 2004
- ↑ Siehe z.B.: Derselbe, "Hochkulturen im Tertiär?" (erstveröffentlicht in: EFODON-SYNESIS Nr. 2/1994); sowie: "Existierten Hochkulturen bereits im End-Tertiär?, Atlantisforschung.de, 2014
- ↑ Siehe dazu z.B: Dr. Horst Friedrich, "Ein alternatives Bild der Vorgeschichte", erstveröffentlicht in BIPEDIA, BULLETIN DU CENTRE D`ETUDES ET DE RECHERCHES SUR LA BIPEDIE INITIALE, No. 14/1997; sowie: Derselbe, "Prähistorische Hochkultur? Eine unabweisbare Schlußfolgerung!", erstveröffentlicht in VERSUNKENE WELTEN - Bulletin des Freien Forum für katastrophistische, diffusionistische und euhemeristische Studien in der Erd-, Menschheits- und Zivilisations-Geschichtsforschung, Nr. 1, April-Mai 2007
- ↑ Anmerkung: Das oben abgegebilde Foto (Abb. 1) zeigt Dr. Friedrich gut gelaunt beim Besuch einer seiner Lieblings-Gaststätten am Ammersee. Die Aufnahme findet sich auf der Karte mit seiner Todesanzeige, welche Horsts Tochter Eva-Maria Friedrich auf's Schönste gestaltet hat.
- ↑ Red. Anmerkung: Eine digitale Kopie der vom EFODON e.V. herausgegebenen Erstausgabe dieses Werks wird im Rahmen des Dr. Horst Friedrich Archivs bei Atlantisforschung.de zum kostenlosen Download angeboten. Siehe: "Einer Neuen Wissenschaft den Weg bahnen!"
- ↑ Red. Anmerkung: Mit "Wissensexplosion" meinte Friedrich nicht die ohnehin stattfindende quantitative Informationsexplosion im Bereich von Forschung und Lehre, sondern einen rapiden Qualitäts-Zuwachs der neu geschaffenen Informationen.
- ↑ Anmerkung des Verfassers: Dieser Artikel erschien zuerst in einer der frühen gedruckten Ausgaben von „Migration & Diffusion“ (Vol. 4, Issue Number 16, Wien 2003, S. 105-114; Herausgeberin: Christine Pellech).
Bild-Quellen:
- 1) Bild-Archiv Eva-Maria Friedrich (Bild-Bearbeitung durch Atlantisforschung.de)
- 2) Buchverlag König und Bild-Archiv Atlantisforschung.de
- 3) ebd.
- 4) ebd.
- 5) ebd.
- 6) EFODON e.V. sowie Bild-Archiv Atlantisforschung.de
- 7) ebd.