Atlantis im Atlantik: Unterschied zwischen den Versionen

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* '''Bryan Brumley''', "[http://atlantisforschung.de/images/Park_City_Daily_News_-_3._Apr._1981.jpg SOVETS CLAIM POSSIBLE FIND OF LOST ATLANTIS]", in: ''[http://en.wikipedia.org/wiki/The_Daily_News_%28Kentucky%29 Park City Daily News]'', 3. Apr. 1981
  
  

Version vom 23. August 2014, 17:41 Uhr

Die 'klassische' Atlantis-Lokalisierung

"Sollte Atlantis bestanden haben, lag es im Atlantik oder es war nicht Atlantis." Louis Charpentier

Das oben genannte Zitat von Louis Charpentier (das auch verschiedenen anderen Atlantologen zugeschrieben wird) dürfte repräsentativ für die Grundhaltung all derjenigen Interpreten der Atlantida [1] sein, aus deren Sicht das von Platon beschriebene Reich zwischen den Küsten Afro-Europas und Amerikas versunken sein muss. Obwohl sich revisionistische [2] Atlantisforscher (siehe zu diesen: Jungzeitler sowie Mittelzeitler) - aber auch prinzipielle 'Atlantis-Verneiner' - im 20. Jahrhundert alle Mühe gegeben haben, die 'klassische' Atlantis-Lokalisierung im zentralen Atlantikraum zu widerlegen oder zu diskreditieren, stellt sie für viele andere Atlantologen (siehe auch: Altzeitler und Synthetiker) nach wie vor die naheliegendste Interpretations-Möglichkeit der Atlantis betreffenden Aussagen Platons dar.

Abb. 1 Neben den mediterranen und karibischen Atlantis-Lokalisierungen stellt die Voraussetzung eines versunkenen, zentral-atlantischen Großinsel Atlantis nach wie vor das zentrale Theorem der empirischen Atlantisforschung dar.

Um nachzuvollziehen, warum zahlreiche Atlantisforscher nach wie vor so hartnäckig darauf bestehen, dass das legendäre Atlanter-Reich nirgendwo anders als im Großraum des Atlantik zu suchen und zu finden sei, müssen wir zunächst ein wenig Atlantida-Exegese betreiben: Bekanntlich gab Platon an, seine Informationen über Atlantis stammten aus dem Nachlass des Athener Staatsmannes Solon, der sie wiederum bei einer Reise ins Reich der Pharaonen von den Priestern der Göttin Neith in der Stadt Saïs erhalten habe.

Diese "Aufzeichnungen berichten nämlich, wie Athen einst einer gewaltigen Macht das Ende bereitet hat, als diese vom Atlantischen Meer aufgebrochen war und in ihrem Übermut gegen ganz Europa und Asien zugleich heranzog. Damals konnte man nämlich das Meer dort noch befahren; denn vor der Mündung, die ihr in eurer Sprache die Säulen des Herakles nennt, lag eine Insel, und diese Insel war größer als Libyen und Kleinasien zusammen. Von ihr gab es für die Reisenden damals einen Zugang zu den anderen Inseln, und von diesen auf das ganze Festland gegenüber rings um jenes Meer, das man wahrhaft so bezeichnen darf.

Denn alles, was innerhalb der erwähnten Mündung liegt, erscheint wie eine Hafenbucht mit einer engen Einfahrt; jenes aber kann man wohl wirklich als ein Meer und das darum herum liegende Land in Tat und Wahrheit und in vollem Sinne des Wortes als ein Festland bezeichnen." (Timaios 24e-25d; nach R. Rufener) Und im Kritias (108e; nach R. Rufener) ist u.a. davon die Rede "dass es im ganzen neuntausend Jahre her sind, seitdem, wie man erzählt hat, der Krieg entstanden ist zwischen den Menschen, die außerhalb der Säulen des Herakles, und allen denen, die innerhalb von ihnen wohnten..."

Im Gegensatz zu Vertretern anderer atlantologischer Schulen [3] halten 'Atlantiker' an der Auslegung fest, dass 1. mit dem "Atlantischen Meer" tatsächlich der Atlantische Ozean gemeint ist; dass 2. unter den Säulen des Herakles die Meerenge von Gibraltar zu verstehen ist [4]; dass 3. die Formulierung "denn vor der Mündung, die ihr in eurer Sprache die Säulen des Herakles nennt" die Gebiete JENSEITS der Meerenge von Gibraltar meint [5]; und dass demzufolge Atlantis und jene "anderen Inseln", von denen im Dialog Kritias die Rede ist, im atlantischen Großraum gelegen haben müssen.

Abb. 2 Atlantis als 'Kleinkontinent' auf dem Mittelatlantischen Rücken. Eine Vorstellung die heute sowohl unter 'schulwissenschaftlich' als auch 'nonkonformistisch' argumentierenden Atlantisforschen umstritten ist, aber nach wie vor einen Bestandteil des atlantologischen Diskurses darstellt. (Grafik: Wolter Smit)

Damit hören die Gemeinsamkeiten der 'Atlantiker' bei der Atlantida-Exegese allerdings schon auf. So gingen viele Anhänger der 'klassischen' Atlantis-Theorie (z.B. Ignatius Donnelly im 19. Jahrhundert, oder Otto Muck, Egerton Sykes, Nikolai Zhirov, A. und E. Tollmann im 20. Jahrhundert) davon aus, es habe sich bei 'Atlantis' um einen 'Kleinkontinent' bzw. eine Großinsel im Gebiet des Mittelatlantischen Rückens gehandelt, während andere (siehe etwa Roland M. Horn und Jürgen Hepke) von der vormaligen Existenz diverser größerer und kleinerer Atlantik-Inseln (siehe: Die Inselwelt von Atlantis) überzeugt sind, die als einstige Heimstätte einer prähistorischen 'Atlantis-Kultur' infrage kommen.

Der Streitpunkt ist hierbei nicht nur exegetischer Natur (bei Platon ist z.B. - in Bezug auf Atlantis - an keiner Stelle von einem "Kontinent" die Rede!), sondern vor allem im Bereich der Geologie angesiedelt (siehe dazu auch: Der geologische Streit um den versunkenen "Kleinkontinent" im Atlantik). [6] Andere 'Atlantiker' machen die gesuchte(n) Insel(n) nicht im zentralen, sondern im WESTLICHEN Atlantik aus, wie z.B. Andrew Collins oder Prof. Emilio Spedicato im Gebiet der heutigen Karibik, oder, wie Dimitri Rebikoff, William M. Donato und Ron Smith, im Raum der Bahamas.

Während all diese Forscher mit ihren Lokalisierungs-Theorien zu Atlantis insgesamt dem Lager der 'Nonkonformisten' und Alternativ-Historiker zuzurechnen sind, die sich durch ihre vehemente Ablehnung zentraler schulwissenschaftlicher Paradigmen und Lehrmeinungen zur Zivilisations-Geschichte der Menschheit auszeichnen, gibt es auch unter den 'Atlantikern' eine quasi-revisionistische Richtung, deren Anhänger Atlantis zwar ebenfalls (von Platons Standpunkt aus) JENSEITS der iberischen 'Säulen des Herakles' und im atlantischen Großraum vermuten, dabei aber weitgehend auf dem Boden des jeweils aktuellen 'Standes wissenschaftlicher Forschung' argumentieren, und eine prähistorische Existenz des Atlanterreichs an den Atlantik-Küsten Westeuropas, z.B. in Iberien, Frankreich, Britannien oder - wie etwa Jürgen Spanuth - in Nordwest-Europa postulieren.

In dieser Sektion von Atlantisforschung.de möchten wir Ihnen jedenfalls die Ideenwelt derjenigen Atlantiker vorstellen, die Atlantis, der 'klassischen' Lokalisierungs-Theorie folgend, im Mittelatlantik ausgemacht haben und dort einen vormaligen "Kleinkontinent" oder eine 'Großinsel' als Teil der Inselwelt von Atlantis vermuten. Auch wenn heute kaum noch ein Atlantisforscher dort einen, im geologischen Sinne, "8. Kontinent" (Charles Berlitz) voraussetzt, stellt die Annahme großer Landmassen, die während rezenter Perioden in den Fluten des Atlantik versunken sind, nach wie vor einen legitimen Bestandteil des atlantologischen Diskurses dar.

Team Atlantisforschung.de


Rubriken zum Thema 'Atlantis IM Atlantik'

"Kleinkontinent" Atlantis? (red)

Die Inselwelt von Atlantis (red)


Externum


Anmerkungen und Quellen

  1. Anmerkung: ATLANTIDA = (atlantologischer Fachbegriff); ebenso wie 'Atlanticus' ein Synonym für den (platonischen) Atlantisbericht
  2. Anmerkung: Die Bezeichnung 'Revisionisten'/'revisionistisch' ist atlantolgie-historischer Natur (siehe dazu: Atlantologie-Historik - Beschäftigung mit der Geschichte der Atlantisforschung) und ist keineswegs als negative Klassifizierung zu verstehen. Atlantologische Revisionisten - wie etwa Jürgen Spanuth - haben z.T. wertvolle Erkenntnisse in die Forschung eingebracht, wie etwa die Einsicht, dass zumindest TEILE des Atlantisberichts eindeutig nicht, wie es im Kritias (108e) heißt, vor 9000 Jahren stattgefunden haben können, sondern vielmehr am Ende der Bronzezeit (ca. 1250-1200 v. Chr.).
  3. Anmerkung: So geht etwa der tschechische Historiker und Atlantisforscher Radek Brychta davon aus, Platon habe mit "Atlantik" den Indischen Ozean gemeint (siehe: Die Entdeckung von Platons Atlantis von Radek Brychta).
  4. Anmerkung: Verschiedene 'revisionistische' Atlantisforscher, die Platons verschollenes Vorzeit-Reich geographisch im Raum des Mittelmeers ausmachen, erklären, es habe sich bei den Säulen des Herakles, von denen im Atlantisbericht die Rede ist, NICHT um die Meerenge von Gibraltar, sondern um andere Örtlichkeiten gehandelt, die ebenfalls diese Bezeichnung trugen. So lokalisiert sie z.B. Dr. Eberhard Zangger bei den Dardanellen, oder Ulrich Hofmann in Nordafrika, im Gebiet des Maghreb.
  5. Anmerkung: Andere 'Revisionisten', die Atlantis im Mittelmeer-Raum vermuten, betrachten zwar die Lokalisierung der 'Säulen des Herakles' bei Gibraltar als korrekt, erklären jedoch die Auslegung für unrichtig, das Reich der Atlantier habe JENSEITS davon gelegen. (Siehe etwa Spyridon Marinatos, Angelos Galanopulos oder Robert Paul Ishoy)
  6. Anmerkung: In unserem Portal Spurensuche finden Sie zudem die geologischen Argumente für den rezenten Untergang größerer Landgebiete im Mittel-Atlantik von Alternativ-Historikern und Atlantisforschern, wie Immanuel Velikovsky (siehe: Der Boden des Atlantiks), den beiden Wiener Geologen Alexander Tollmann und Edith Kristan-Tollmann (siehe: Geo-mythologische Überlegungen zu Atlantis), R. Cedric Leonard (siehe: Geologische und ozeanographische Evidenzen für Atlantis), Hans-Joachim Zillmer (siehe: Kontinentalverschiebung im Widerspruch zur Atlantis-These?), Klaus Aschenbrenner (siehe: Atlantis - Geologische Argumente für eine Großinsel im Mittel-Atlantik) und Frank Joseph (siehe: Atlantis - Argumente, Indizien und Evidenzen für die Plausibilität einer versunkenen Großinsel auf dem Mittelatlantischen Rücken). (Siehe auch: Sowjetische Geologen zur Realität von Atlantis von N. Zhirov)


Bild-Quellen

(1) http://portugalsecreto2.no.sapo.pt/acoresat/a13.jpg

(2) http://atlantis.w-smit.com/climat.html